9. bis 22. April, Wanderausstellung „Die Kinder vom Bullenhuser Damm“

2. April 2019

Im Rahmen der diesjährigen Passionszeit zeigt das Ev. Gemeindezentrum Mümmelmannsberg vom 9. bis 22. April die Wanderausstellung der Vereinigung „Die Kinder vom Bullenhuser Damm“. Am 9. April um 19 Uhr findet die Eröffnungsveranstaltung im Gemeindezentrum statt.

Im April 1945 sind die alliierten Armeen schon weit in das faschistische Deutschland vorgestoßen. Aber erst am 8. Mai wird die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet. Bis dahin beseitigen jene, die wissen, welche Verbrechen sie begangen haben, so viele Beweise wie möglich.

In dieser Zeit leben im KZ Neuengamme noch 20 jüdische Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren. Monatelang hatte der SS-Arzt Dr. Kurt Heißmeyer sie als Versuchsobjekte für medizinische Experimente missbraucht. Am 20. April 1945 bringt man die Kinder zusammen mit vier erwachsenen Gefangenen, die sich im Lager um sie gekümmert haben, nachts heimlich in ein großes Schulgebäude in Rothenburgsort – selbst die anderen Häftlinge in Neuengamme sollen von der Vorbereitung des Verbrechens möglichst nichts mitbekommen. Es handelt sich um die Schule am Bullenhuser Damm, die als Außenstelle des KZ Neuengamme dient.

Die Gruppe wird in den Keller gebracht. Im Heizungsraum erhängt man die Betreuer der Kinder, die ja auch Zeugen der Experimente waren, an einem Rohr unter der Decke. Den Kindern spritzt man Morphium. Schlafend erhängt man sie an einem Haken an der Wand. Dann werden die nächsten Gruppen erhängt, 24 sowjetische Kriegsgefangene. Wie sie hießen, weiß man bis heute nicht.

Nach Kriegsende wurde aus der Schule wieder eine Schule, deren Schüler über die Verbrechen im Keller des Gebäudes nicht aufgeklärt wurden. Nur einige frühere Mithäftlinge aus dem KZ Neuengamme kamen jedes Jahr mit Blumen zum Bullenhuser Damm. Erst durch Nachforschungen des Journalisten Günther Schwarberg wurde das Verbrechen Ende der 70er Jahre einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Durch langjährige Recherchen in vielen Ländern hatte Schwarberg auch die meisten der überlebenden Angehörigen der Kinder ausfindig gemacht.

Am 20. April 1979, also vor 40 Jahren, kamen das erste Mal Angehörige der Kinder zur Gedenkfeier in die Schule am Bullenhuser Damm; in den Folgejahren wurde schrittweise die heutige Gedenkstätte eingerichtet.

Die Wanderausstellung „Die Kinder vom Bullenhuser Damm“ dokumentiert die Geschichte der Kinder, ihrer Betreuer und auch der Täter, von denen der größte Teil straffrei ausging und in der späteren Bundesrepublik unbehelligt weiter leben konnte; sie wendet sich besonders an Kinder und Jugendliche, um das Gedenken und auch die Mahnung wachzuhalten, daß ein solches Verbrechen nie wieder geschehen darf.

 

Im Rahmen der Ausstellung zeigt das Ev. Gemeindezentrum auch Lithographien des ehemaligen KZ-Häftlings Richard Grune, die dieser bereits kurz nach seiner Befreiung gefertigt hatte; in ihnen wird der ganze Schrecken des Lebens und Sterbens in den Konzentrationslagern deutlich. Auch der demütigende Briefwechsel mit diversen Versorgungsbehörden zur Erlangung einer angemessenen Entschädigung wird dokumentiert.

Die Eröffnungsveranstaltung wird durch musikalische und Textbeiträge der Ausstellung einen würdigen Rahmen geben.