Verfolgtenverbände zur Weiterentwicklung des Gedenkorts Stadthaus
5. Februar 2022
Wir freuen uns über den breit getragenen Beschluss der Hamburger Bürgerschaft, die Verantwortung für den Gedenkort Stadthaus zu übernehmen. Wir begrüßen, dass der Kultursenator sich für die Übergabe der gesamten Fläche an die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte einsetzt.
Damit wird aus dem Scheitern des Konzepts, Erinnern und Gedenken zu privatisieren die richtige Konsequenz gezogen: Erinnern und Gedenken müssen öffentliche Aufgaben bleiben!
Damit gibt es endlich eine Chance, zu einem tatsächlichen Gedenk- und Lernort im Stadthaus zu kommen. Der Kultursenator hat öffentlich angekündigt, die Kulturbehörde wolle den Gedenkort nun zusammen mit den Verfolgtenverbänden weiterentwickeln. Daran beteiligen wir uns gern.
Nun hat der Senator in der Bürgerschaft schon verkündet, im Fokus des Gedenkorts müssten die Täter:innen stehen. Auch aus unserer Sicht ist es wichtig, in der ehemaligen Zentrale des Nazi-Terrors in Hamburg zu fragen, wie es möglich war, dass innerhalb weniger Monate aus der Polizei der Weimarer Republik das Werkzeug dieses Terrors werden konnte. Allerdings: wir halten daran fest, dass auch der Widerstand gegen diesen Terror in die Mitte der Stadt zum Stadthaus gehört. Die Beschränkung auf die Täter an diesem Ort ist eine nicht nachvollziehbare und eindimensionale Sicht der Geschichte, die wir als Opferverbände so nicht hinnehmen können und werden. Den zahllosen dort Verhafteten, Verhörten, Gefolterten und Gequälten und den Ermordeten von 1933 bis mindestens 1943 muss würdig und angemessen vor Ort gedacht werden!
Wir wünschen uns, dass über diese Fragen mit uns gesprochen wird, bevor neue Festlegungen über Fokus und Gestaltung der „gesamten Fläche“ getroffen werden.
Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter und inhaftierter Sozialdemokraten
Wolfgang Kopitzsch, Tel. 5133684
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist:innen
Cornelia Kerth, Tel. 2004296