Bund der Antifaschistinnen und AntifaschistenLandesvereinigung Hamburg
Magda Bär wurde am 4.03.1899 geboren und war Lehrerin in der Lutteroth- und später in der Methfesselstraße. Magda war für die KPD seit 1932 als Spezialistin für Schulfragen Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Wegen ihrer Zugehörigkeit in der KPD wurde sie im März 1933 aus dem Schuldienst entlassen. In diesem Jahr heiratete sie Paul Thürey. Paul Thürey, Jahrgang 1903 und gelernter Maschinenbauer, arbeitete ab 1922 als Funktionär der Agitprop Abteilung in der KPD Hamburg.
Beide hatten ab 1933 keine Arbeit und richteten sich zuerst in der Osterstraße, später in der Emilienstraße 30 den Seifenladen „Waschbär“ ein. Der Laden war ein wichtiger Bestandteil des Widerstandes. Er war Zwischenlager für illegale Druckschriften, für Anweisungen und Termine der Bezirksleitung der KPD. Die Materialien wurden zum Teil in Seifenpulver Kartons, Botschaften in Seifenstücken eingebettet, und konnten so weitergegeben werden. Im unauffälligen Seifenladen fanden viele illegale Treffen statt.
Im Krieg gehörten Magda und Paul Thürey der Widerstandsorganisation Bästlein- Jacob- Abshagen Gruppe an. Bei der großen Verhaftungswelle im Oktober/November 1942 fiel Paul der Gestapo in die Hände.
Die Gestapo setzte einen Lockspitzel Frau Anneliese Pölze ein. Anhand der Kundenkartei ermittelte sie Namen von Antifaschist:innen und vermittelte Treffs, die häufig in ihrem Laden stattfanden. Hinter dem Vorhang stand der Gestapo Beamte Henry Helms, der ab 1941 SS Sturmführer und Sachbearbeiter im Dezernat 2 a verantwortlich für die Verfolgung der politischen Opposition der Nationalsozialisten, vor allem von Kommunisten und Sozialdemokraten war, und belauschte die Gespräche. So wurde der Laden zur Falle. Am 30. Oktober 1943 wurde der Seifenladen nach über 10 Jahren illegaler Tätigkeit verraten und Magda Thürey wurde verhaftet.
Am 26.06.1944 wurde Paul Thürey mit weiteren 9 seiner Kampfgefährten im Hamburger Untersuchungsgefängnis hingerichtet.
Magda war schwer krank und konnte nur mit Mühe in der Freistunde in den Hof. Allen Haftkameraden blieb in Erinnerung, mit welcher Haltung sie die Nachricht über die Hinrichtung Ihres Mannes trug. Das SS Wachpersonal umlauerte sie ständig in der Erwartung sie würde nach der Todesnachricht Ihres Mannes zusammenbrechen. Ihr Wille und die Sympathie der umgebenden Kameraden waren stärker.
Magda wurde am 5.Mai 45 sterbenskrank und bis zum Gerippe abgemagert durch englische Truppen befreit.
Richard Schaible schreibt am 19.Juli 1945 in einem Brief an eine ehemalige Schülerin von Magda: „Alle Pflege im Hause Ihres Bruders, eines ebenfalls 1933 durch die Nazies entlassenen Hamburger Lehrers, und schließlich die ärztliche Hilfe in der Nervenklinik des Hamburger Universitätskrankenhauses vermochten nicht den Tod von ihrem Schmerzenslager fernzuhalten.“
Er berichtet, dass sie noch 2 Tage vor ihrem Tod einen so unbändigen Lebenswillen hatte und mit nur noch schwacher Stimme fragte, nach allem was draußen vorging, sie wollte wissen was getan wird für den Auffau eines neuen, von der Nazi und Militaristenpest gesäuberten Deutschlands. Immer wieder sagte sie: „Ich muss doch wieder besser werden,dass ich rauskommen und mitarbeiten kann.“
Richard Schaible schrieb am Schluß des Briefes: „Dieses Glück der zukunftfreudigen Arbeit für alles Gute und Schöne, war ihr nicht vergönnt. Die Nazieverbrecher haben auch sie, eine der unzähligen Opfer, gemordet.“
Magda starb am 17.7.45 an den Folgen Ihrer 18 monatigen Haft im Eppendorfer Krankenhaus.
Auf der Beerdigung am Montag, 23.Juli 1945 auf dem Ohlsdorfer Friedhof reichten sich Karl Meitmann,SPD, und Fiete Dettmann,KPD, über ihrem Grab zum Zeichen der Verbrüderung die Hand.