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Kundgebung: Erinnerung an die Deportation über den Schlachthof 1941

Dezember 8 @ 17:00 - 18:00

Am 6. Dezember 1941 wurden aus Hamburg 974 jüdische Menschen nach Riga deportiert.
Die Veterinärstation des Schlachthofs an der Lagerstraße 1/Ecke Schanzenstraße (heute OMR) war einer der Orte, über die die Verfolgten vom Bahnhof Sternschanze zum Hannoverschen Bahnhof (heute HafenCity) verschleppt wurden, um von dort aus nach Riga deportiert zu werden. Mit einer Kundgebung am Montag, den 8. Dezember 2025, möchten wir an dieses furchtbare Geschehen in unserer Nachbarschaft erinnern.

Die meisten Deportierten vom 6. Dezember 1941 stammten aus Hamburg; 44 kamen aus Lüneburg, 136 aus Kiel und Lübeck sowie 75 aus Danzig. Unter ihnen waren auch 33 Bewohner:innen des Schanzenviertels. Nur wenige der rund 1.000 Deportierten überlebten. Eine von ihnen war Rosalie Hansen aus dem Schulterblatt 84.

Mit der Kundgebung soll an die jüdischen Menschen erinnert werden, die über die Veterinärstation verschleppt wurden. Es handelte sich um ein öffentliches Geschehen, das jedoch weitgehend aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt wurde. Mit der Kundgebung und ihrer öffentlichen Bewerbung möchten wir dazu beitragen, dies zu verändern.

Die NS-Verbrechen in Deutschland sind heute Teil des öffentlichen Bewusstseins. In vielfältiger Form wird an das historische Geschehen erinnert. Im Schanzenviertel zeugen Stolpersteine in fast jeder Straße sichtbar von den Opfern. Dass jedoch ein Teil der Deportation vom 6. Dezember 1941 über den Schlachthof/Viehbahnhof am Bahnhof Sternschanze erfolgte, gehört bisher nicht zum allgemeinen Wissen im Viertel.

Die Veterinäruntersuchungsanstalt der Gesundheitsbehörde, die seit 1920 für das Veterinärwesen auf dem Hamburger Schlachthof zuständig war, befand sich bis Juli 1943 in der Lagerstraße 1. Die Räumlichkeiten wurden später durch Bomben zerstört. Der Restbetrieb lief zunächst in den Kellerräumen weiter, bevor der Umzug in die Lagerstraße 2 erfolgte. Im Erdgeschoss der Veterinärstation befand sich eine große Untersuchungshalle – vermutlich der Ort, in dem die Deportierten festgehalten wurden.

Über die Schule Schanzenstraße wurden am 15. und 19. Juli 1942 über 1.500 Menschen zum Hannoverschen Bahnhof verschleppt. Wie viele Menschen am 6. Dezember 1941 über die Veterinärstation dorthin gebracht wurden, lässt sich heute nicht genau sagen. Bekannt ist lediglich, dass sich die Deportierten in der Hartungstraße 9/11 einfinden mussten und von dort zum Schlachthof gebracht und registriert wurden. Es ist möglich, dass es in Hamburg am 6. Dezember 1941 mehrere Sammelstellen wie in der Hartungstraße gab. Auch das gehört zu unserer Geschichte: dass man es bis heute nicht genau weiß – weil es nach 1945 niemand wissen wollte.

Es geht uns um das Erinnern, um die Teilhabe im Viertel, um das Wissen um diesen Ort und den Blick auf die Opfer, auch die aus dem Schanzenviertel. Zugleich soll es ein Zeichen sein, dass wir als Nachbar:innen Verantwortung übernehmen: dafür, dass nicht vergessen wird, und dass es Formen gibt, sich mit diesem Teil unserer Geschichte auseinanderzusetzen.

Zur Kundgebung am 8. Dezember 2025 im Schanzenviertel rufen auf:
Gedenkstätte Israelitische Töchterschule, Initiative Kein Vergessen im Weidenviertel;
Jesus Center e.V.; Mieter helfen Mietern e.V.; St. Pauli Archiv; SC Sternschanze;
Höllenhunde e.V.; Stadtteilbeirat Schanzenviertel; karostolpert – eine Initiative im Karoviertel,
die sich mit den Menschen und ihren Biografien hinter den Stolpersteinen beschäftigt;
TEAM SHOSHANA PRIDE – JÜDISCH & VIELFÄLTIG – HAMBURG;
Emilie Licari (GRÜNE), Ricardo Gonzales (LINKE), Patrick Fischer (VOLT),
Gregor Werner und Patrick Müller-Constantin (beide SPD) —
alle Abgeordnete der Bezirksversammlung Hamburg-Altona.

Montag, 8. Dezember 2025
17:00 Uhr
 Ecke Lagerstraße / Schanzenstraße (Hamburg, beim ehemaligen Schlachthof)

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