Gedenken an Blankeneser Juden

geschrieben von hjm

27. August 2011

Am 17. Juli wurde der Blankeneser deportierten Jüdinnen und Juden gedacht.

Bei einem Gottesdienst in der Blankeneser evangelischen Kirche wurden die Namen der mindestens 46 Menschen verlesen, die in Theresienstadt, Neuengamme, in den Gettos Osteuropas, in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern umgekommen sind. Sieben von ihnen hatten sich vor der Deportation das Leben genommen. Dann gab es eine Feierstunde am Eingang zur Villa Grotiusweg 36. Dieses damals recht heruntergekommene Haus, das eigentlich schon abgerissen werden sollte, wurde von den Nazis im Krieg als „Judenhaus“ deklariert. Juden, die nicht mehr bei „arischen“ Hauseigentümern wohnen durften, wurden genötigt, in solche „Judenhäuser“ umzuziehen. Allein hier wohnten siebzehn der 46 deportierten Jüdinnen und Juden. Die letzten neun wurden am 19. Juli 1942, also vor knapp 69 Jahren, nach Theresienstadt abtransportiert. Extra aus Schottland angereist war Frau McDonnell, Enkelin von Olga Babette Arnthal, die ebenfalls in der Villa wohnte und im Dezember 1942 in Theresienstadt den Tod fand. Sie selbst emigrierte als zweijähriges Mädchen 1939 mit ihren Eltern nach Großbritannien und entging so der Schoah. Die Villa hat eine interessante Geschichte. 1933 wurde sie Hachscharah. Junge Leute mit religiös-sozialistischer Orientierung lernten Hebräisch und bereiteten sich auf die Auswanderung nach Palästina und auf die Arbeit in einem Kibbuz vor. Sie wollten mit der arabischen Bevölkerung friedlich zusamnmenleben, ein Ziel, so ein Sprecher, das heute so aktuell wie damals und leider immer noch nicht erreicht sei. Später diente das Haus als Erholungsheim, bevor es von der Stadt Hamburg kassiert wurde und als „Judenhaus“ diente.