Liebe Flüchtlinge, willkommen in Hamburg!

3. November 2013

Flüchtlinge aufnehmen und willkommen heißen,

sollte eine Selbstverständlichkeit sein

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Steffi Wittenberg geb. Hammerschlag wurde 1926 in

Hamburg geboren. Schon am 30. Januar 1933, nach der

Machtübertragung an Hitler, sagte ihre Mutter: „Wir

Juden müssen Deutschland verlassen, sonst werden wir

alle von den Nazis umgebracht.“ Sie hatte die Hetzparolen

in den öffentlichen Aushängen der Nazi-Zeitungen

jahrelang mit wachsender Sorge verfolgt.

Aber die Emigration nach Uruguay gelang der Familie

Hammerschlag erst 1938/39; vorher wurden sie

von Erwerbsleben und Besuch öffentlicher Schulen

ausgeschlossen, erlebten die Geschäftsboykotte, die

Bücherverbrennung, die Nürnberger Rassengesetze, die

Reichspogromnacht, und mussten sich zahllose Male

solch menschenfeindliche Parolen und Lied-Fetzen wie

„wenn das Judenblut vom Messer spritzt, dann geht’ s

noch mal so gut“ anhören.

Steffi sagt heute dazu:

„Als Jüdin, die ihr Leben dem Asyl in Uruguay verdankt, ist es für mich selbstverständlich,

dass gerade Deutschland die Vergangenheit nicht nur mit Gedenken aufarbeiten muss,

sondern auch durch Handeln nach dem ursprünglichen Artikel 16 a des Grundgesetzes

„Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“.

Deshalb empört mich die Behandlung der Zuwanderer, die nach Deutschland kommen. Sie

kommen zu uns, nachdem sie in ihren Herkunftsländern verfolgt und bedrängt wurden oder

flüchten vor Kriegen, die auch mit deutschen Waffen und zunehmend auch mit deutschen

Soldaten geführt werden. Wir schicken sie in enge Unterkünfte, verbieten ihnen zu arbeiten

und schieben sie schließlich ab.

Da das Visum für meine Mutter und mich kurz vor unserer geplanten Ausreise 1938 von der

uruguayischen Regierung plötzlich gesperrt wurde, erinnere ich mich noch genau an die Verzweiflung,

die wir ein Jahr lang durchlebten, bis mein Vater, der bereits mit meinem Bruder in

Uruguay war, endlich neue Visa für uns besorgen konnte und so unsere Ausreise noch nach

dem deutschen Überfall auf Polen ermöglichte.

Diese Erfahrung hat mein Leben geprägt und lehrte mich, dass in Not geratene Menschen,

die in Deutschland Zuflucht suchen, hier unter menschenwürdigen Bedingungen

Aufnahme finden müssen.“

Flüchtlinge aufnehmen und wllkommen heißen (pdf)