Presseerklärung der VVN-BdA anlässlich der Angriffe auf das Kollegium und die Schüler der Ida-Ehre-Schule in Presse und Öffentlichkeit

22. März 2019

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten ist erschrocken, wie sehr die Hetze der AfD  in die Mitte der Gesellschaft wirkt.

Die 1934 eröffnete Jahn-Schule war eine NS-Vorzeigeanstalt. Bereits ab 1935 wurden die jüdischen Schüler_innen von der Schule vertrieben. Eine davon war unsere Freundin Steffi Wittenberg.

Mit vielen anderen Akteuren hat sie sich dafür eingesetzt, dass die Schule sich mit der im Jahr 2000 erfolgten Umbenennung vom Namensgeber Jahn trennte, der mit Fug und Recht als wichtiger Propagandist  des völkischen Nationalismus und damit auch als Wegbereiter des verbrecherischen Naziregimes gilt.

Ida Ehre, deren Namen die Schule seitdem trägt, hat sich als Überlebende der Shoah  stets im Sinne des „Nie wieder!“ gesellschaftlich positioniert. Unvergessen ihr „Sag NEIN“  beim Festival  „Künstler für den Frieden“ 1983.

Die Ida Ehre Schule hat sich inzwischen einen guten Ruf  als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“  erworben. Der »Arbeitskreis Erinnerung an der Ida Ehre Schule« führt die konsequente Aufarbeitung und Erinnerung an die NS-Vergangenheit fort, die Schüler_innen und Lehrer_innen in den letzten Jahrzehnten in verdienstvoller Arbeit begonnen haben. Auch daran hat Steffi Wittenberg als Zeitzeugin aktiv mitgewirkt.

Dass Schülerinnen und Schüler dieser Schule sich heute antifaschistisch engagieren, ist erfreulich und notwendig. Dass die AfD eine Sammlung von Meinungen und Anliegen, die der Unterrichtsvorbereitung einer Klasse dienen, in ihr Denunziationsportal stellt, ist so schäbig wie das ganze Projekt dieser neuen völkisch-nationalistischen Partei.

Dass der Inlandsgeheimdienst Jugendliche der Antifa Altona-Ost in seinem „Verfassungsschutz-Bericht“ als linksextremistisch stigmatisiert, weil ihr Ziel die „Verteidigung des multikulturellen Anspruchs Altonas gegen alle Aktivitäten, die aus ihrer Perspektive heraus als ‚Rechts‘ definiert werden“ sei, wirft erneut ein Schlaglicht auf die Problemlage bei diesem Dienst.

Dass Senat und Schulaufsicht die Schule nicht vor den Attacken der AfD schützen, ist bitter und dass die Medien der Stadt den „Schulpranger“ durch ihre Berichterstattung verallgemeinern, bestürzend.

Wenn das Bündnis „Billstedt ist bunt“ für eine Diskussionsveranstaltung vor der Europawahl keine Räume in einer Schule nutzen darf, weil die AfD keinen Platz auf dem Podium hat, zeigt, wie wichtig es ist, dem Druck von Rechts Zivilcourage entgegenzusetzen.

„Der Skandal  sind nicht ein paar antifaschistische Schüler-Sticker an einer  „Meinungswand“. Der Skandal  ist, dass Senat, Schulaufsicht und Medien dem AfD-Schulpranger den Anschein von Seriosität verleihen“, sagt  die Bundesvorsitzende der VVN-BdA Cornelia Kerth.

Unsere Sympathie und Solidarität gehören der Ida-Ehre-Schule, und den  Schüler_innen und Lehrer_innen, die Ziele dieses Angriffs sind.

Hamburg, den 21. März 2019

 

Georg Chodinski, Landessprecher

für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten