Rückblick: Faschismus und autoritäre Entwicklungen – Welchen Faschismusbegriff brauchen wir?

15. Januar 2025

Am 14. Januar 2025 durften wir gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg im bis auf den letzten Platz gefüllten B*treff Altona die renommierte Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl begrüßen. In ihrem Gespräch mit dem Arbeitskreis Neofaschismus ging es darum, wie der Begriff „Faschismus“ angesichts der aktuellen autoritären Entwicklungen überdacht und an die Herausforderungen unserer Zeit angepasst werden kann.

Ein neuer Blick auf den Faschismusbegriff

Natascha Strobl unterstrich in ihrem Vortrag die Notwendigkeit, den Begriff „Faschismus“ an die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Sie erklärte:
„Vor allem in Zeiten von Social Media bedeutet Nationalismus vielleicht nicht mehr Nationalismus im Sinne des 20. Jahrhunderts, sondern dass wir es mit Kulturkämpfen und transnationalen Faschisten zu tun haben. Das kann verschieden ausschauen. Es gibt viele Diskussionen in Bezug auf Faschismus, denen wir uns noch stellen müssen.“
Damit regte sie an, den traditionellen Faschismusbegriff weiterzuentwickeln, um aktuelle Entwicklungen und Dynamiken adäquat erfassen zu können.

Gefahren für unsere Demokratie

Strobl warnte zugleich vor einer inflationären Verwendung des Begriffs, die dessen analytische Schärfe verwässern könnte. Sie betonte jedoch, wie wichtig es sei, klar zu benennen, wenn faschistische Elemente in Parteien oder der Gesellschaft erkennbar werden:
„Faschismus trachtet immer danach, die Demokratie abzuschaffen. Er kann nur eine sehr kurze und begrenzte Zeit in der Demokratie existieren.“
Dieser Punkt verdeutlicht die Dringlichkeit, autoritäre Entwicklungen und deren potenzielle Auswirkungen auf unsere Gesellschaft genau zu analysieren.

Engagierte Diskussion im Anschluss

Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine rege Diskussion mit dem Publikum. Eine zentrale Frage lautete: Wie können wir dem Faschismus wirksam entgegenwirken? Natascha Strobl hob hervor, dass es nicht ausreiche, allein Symptome zu bekämpfen – vielmehr müssten die tieferliegenden Ursachen adressiert werden:
„Das System, in dem wir existieren, funktioniert für ganz viele Menschen nicht mehr. Woran es fehlt, ist eine solidarische, nachvollziehbare Krisenlösung und Perspektive, wie die Welt in fünf Jahren aussehen soll. So lange es das nicht gibt, werden faschistische Parteien weiter existieren.“

Die Veranstaltung ermöglichte es den Teilnehmenden, nicht nur neue Perspektiven zu gewinnen, sondern auch in einen gemeinsamen Austausch über Strategien gegen Faschismus und autoritäre Entwicklungen zu treten.
Ein herzlicher Dank geht an Natascha Strobl für ihre klaren und eindringlichen Analysen sowie an alle Anwesenden, die den Abend durch ihre Beiträge bereichert haben!

Gefördert wurde die Veranstaltung von der Landeszentrale für politsche Bildung Hamburg

Hier könnt Ihr die Veranstaltung nachhören: