Abschied von Steffi Wittenberg

2. April 2015

Unsere Kameradin und Freundin Steffi Wittenberg ist am Abend des 26. März gestorben. Sie gehört zu jenen, die unersetzlich sind, und sie fehlt uns schon jetzt …   Allein im Programm-Flyer zum 70. Jahrestag der Befreiung am 8. Mai 2015 finden sich mindestens 4 Veranstaltungen, an deren „Vorgeschichte“ sie wesentlichen Anteil hat. Meist als „Zeitzeugin“, die mit ihren Erinnerungen an ihr Leben als jüdisches Kind in Hamburg auch ihren ermordeten Mitschülerinnen, Lehrerinnen und Verwandten ein „Denkmal“ gesetzt hat. Wie gern wäre sie am 9. Mai bei der großen Befreiungsfeier in den Wallanlagen dabei gewesen – und in unseren ersten Planungen, noch bevor ihre Krankheit sich bemerkbar gemacht hatte, sollte sie gleich zwei Auftritte auf der Bühne  absolvieren: zur „Hoffnung der Befreiten“ und zum „Überleben im Exil“ hätte sie Wesentliches beigesteuert.   Dass sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder in Uruguay Asyl fand und so der Shoa entkommen konnte, war Steffi zeitlebens Verpflichtung. Nicht nur zum Erinnern, sondern auch zum Eingreifen in die aktuellen Auseinandersetzungen: Steffi war eine begeisterte Internationalistin und Kämpferin für Menschenrechte. Ob in den USA, von wo sie mit ihrem Mann Kurt wegen ihrer Beteiligung an der Bürgerrechtsbewegung nach Deutschland abgeschoben wurde, oder in Hamburg, wo sie in der Chile-Solidarität, im Verein „Helft Nicaraguas Kindern“ und bei der Unterstützung der politischen Gefangenen in Uruguay zu den Unermüdlichen zählte. Ob es um ein Bleiberecht für Roma oder die Lampedusa-Flüchtlinge ging, Steffi schrieb Briefe an Bürgermeister und Innensenator, lief noch am Stock bei den Demos mit und sprach den Flüchtlingen in Grußworten Mut zu. Steffi Wittenberg Jedes Jahr, so ungefähr im März, begann Steffi mit den Vorbereitungen unserer Mahnwache am 9. November. Die Kooperationspartner wurden angesprochen, Rednerinnen und Redner wurden vorgeschlagen und eingeladen, der Landesvorstand wurde in Trab gesetzt. So wurde die Mahnwache zu einer „Institution“, die unsere Bündnisarbeit deutlich verbreitert hat und Jahr für Jahr weiter ausstrahlt.   Steffi war eine zuverlässige und streitbare Kameradin, die sich nie auf die Rolle der „Zeitzeugin“ reduzieren ließ. Sie nahm als Mitglied des Landesvorstands aktiv an unseren Diskussionen teil, brachte Gedanken, Vorschläge, Einwände ein und freute sich, wenn am Ende ein guter Beschluss, eine Aktion oder Veranstaltung dabei herauskam. Ob bei der Verleihung der Herbert-Wehner-Medaille bei ver.di oder bei einer Veranstaltung am Hannöverschen Bahnhof: wenn Wichtiges ungesagt blieb, steuerte Steffi auch ungefragt den fehlenden Beitrag bei. Toll!   Christiane und Georg haben über Steffi geschrieben: „Ihr wichtigstes Anliegen war Gerechtigkeit. Damit hat sie uns allen den Rücken gestärkt, damit wir in ihrem Sinne weiter machen.“ Versprochen.