Ankommen?! Nicht ohne Beratung!

9. Mai 2013

Das Projekt “Infomobil” wurde im September 2009 von Aktivist(inn)en des Café Exils gegründet, um Flüchtlinge und andere Migrant(inn)en bei der Durchsetzung ihrer Rechte zu unterstützen.

Nach ca. eineinhalb Jahren regelmäßiger Beratungsarbeit vor der Sportallee (Zentrale Erstaufnahmestelle) orientierte sich die Projektgruppe des Cafés Exil in ihrem Themenschwerpunkt neu. Vor allem aufgrund von Anfragen ehemaliger und damals minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge beschlossen wir, uns mit der Situation im Kinder- und Jugendnotdienst (KJND) zu beschäftigen.

Ende September 2010 erhielt der KJND in Hamburg die Zuständigkeit für die Erstaufnahme von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen. Die Erstaufnahme beginnt für die Jugendlichen mit einem Erstgespräch im KJND. In diesem wird zu allererst die Richtigkeit des von dem/der Jugendlichen angegebenen Alters angezweifelt. Die dabei erfolgte Alterseinschätzung passiert nahezu willkürlich und führt häufig dazu, dass Minderjährige volljährig gemacht werden. Die Folge ist eine komplette Aberkennung ihrer Rechte als Minderjährige. Des Weiteren werden die Angaben aus dem Erstgespräch, die auch Fragen zu Reiseweg und Fluchtgründen beinhalten, mitunter an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) weitergegeben und im darauf folgenden Asylverfahren verwertet. Eine solche Weitergabe der vertraulichen Daten aus dem Erstgespräch an andere Behörden ist rechtswidrig.

Das Misstrauen, welches diesem Erstgespräch – um nicht zu sagen Verhör – zu Grunde liegt, steht in massivem Gegensatz zum Versorgungsauftrag, den der KJND eigentlich hat, und widerspricht der Idee, einen Schutzraum für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Dieser Widersprüchlichkeit wollen wir durch Beratung der Jugendlichen und durch Öffentlichkeitsarbeit entgegentreten.

Wir sind ein politisches Projekt. Die Beratungsarbeit stellt für uns einen Akt praktischer Solidarität dar. Neben der Beratungsarbeit ist es unser Ziel, auf verschiedenen anderen Wegen die rassistische Migrationspolitik in Deutschland und Europa zu bekämpfen.

Das Projekt steht allen offen, die unser antirassistisches Selbstverständnis teilen.

Adresse: http://cafe-exil.antira.info/infomobil-sportallee/

      melli