„Das Entsetzen ist mir weiterhin Ansporn“

19. Januar 2014

Unser Mitglied Anke Schulz mit dem Luruper Kulturpreis ausgezeichnet

 

Seit 2009 verleiht das Lichtwark-Forum Lurup den Luruper Kulturpreis an Menschen, die sich um den Stadtteil Lurup verdient gemacht haben. In diesem Jahr erhielt ihn unser Mitglied Anke Schulz.

Eigentlich ist sie Lehrerin, aber sie hat sich  als Autorin, Literatur- und Sozialwissenschaftlerin einen Namen gemacht. In ihrem bekanntesten Werk „Fischkistendorf Lurup“  (2002, z.Zt. leider vergriffen) erzählt sie die Geschichte des proletarischen Stadtteils Lurup zwischen 1920 und 1950, wo  viele Arbeitslose in aus Fisch- und Seifenkisten selbst gezimmerten Notunterkünften zu überleben versuchten.

Anke Schulz packt nicht nur die „Fischkisten“ an, sondern auch  „heiße Eisen“, die mit der NS-Zeit auch in Lurup und den angrenzenden Stadtteilen Einzug hielten. Sie forschte zu Zwangsarbeiterlagern in der Gegend und insbesondere zu dem Lager für Sinti und Roma, das ab 1938 in der Lederstraße in Stellingen bestand. Nach  1940 wurde es mit bis zu 2000 Gefangenen zu einem der größten Zwangsarbeiterlager Hamburgs.  Auf Initiative von Anke Schulz wurde 2010 eine Gedenktafel für das Lager in der Lederstraße im Eingangsbereich des Bahnhofs Stellingen angebracht.

Anfang dieses Jahres veröffentlichte Anke Schulz außerdem eine Untersuchung über die Zwangsenteignung der jüdischen Luruper Familie Bondy. Gegenwärtig recherchiert sie für ein Buchprojekt die Lebensläufe von Luruper Gewerkschaftern, Sozialdemokraten und Kommunisten, die wegen ihres Widerstandes gegen die NS-Diktatur nach Amerika auswandern mussten.

Anke Schulz übergibt die Früchte ihrer Recherchen nicht nur in Buchform der Öffentlichkeit, sondern bietet auch Stadtteilrundgänge zu einschlägigen Themen in Lurup und Umgebung an.

In ihrer Dankesrede nach der Verleihung  des Luruper Kulturpreises sagte sie:

„Wenn ich hier heute diesen Preis bekomme, möchte ich es als Ermutigung für uns alle verstehen, für einander einzustehen, für eine Politik, die ihre Lehren aus der NS-Zeit gezogen hat, die Andersdenkende und Menschen, die nicht der eigenen gewohnten Herkunft entsprechen oder zu entsprechen scheinen, mit Respekt und Toleranz begegnet, die für menschliche Lösungen eintritt. Angesichts der breiten Solidarität in der Hamburger Bevölkerung für die Lampedusa-Flüchtlinge habe ich die Hoffnung auf einen tiefgehenden Wandel in unserer Gesellschaft, an dem auch wir hier in Lurup mit zahlreichen Initiativen und Engagements beteiligt sind.“     Tsy