ElbinselGypsiFestival

9. Mai 2013

Am 12. und 13. April fand im Bürgerhaus Wilhelmsburg das 5. ElbinselGypsyFestival statt. Wie gewohnt, waren rund 400 Besucher(innen) begeistert von den vier Bands, die das musikalische Programm gestalteten: das Café Royal Salonorchester und Schmitto Kling & Hot the Zigan mit abwechslungsreichem Repertoire, das verschiedenste Stile umfasst, die Gitarren-Virtuosen Vano Bamberger u. Band und schließlich die Bremer Nachwuchs-Combo Gypsy Diamonds mit herrlichen Einlagen ihrer jungen, aber schon stimmgewaltigen  Sängerin  und des Wilhelmsburgers Benjamin Weigand.

Erstmals hatte in diesem Jahr nicht nur die Familie Weiß, sondern der Landesverein der Sinti in Hamburg mit eingeladen. Damit wurde deutlich: Es gibt eine Organisation, die die Interessen der Sinti im politischen Raum vertritt. So saß dann auch der 2. Vorsitzende Robert Mechau mit auf dem Podium, nachdem Petra Rosenberg und Romano Hanstein aus den Biographien ihrer Väter gelesen hatten: die Geschichte der Verfolgung und die Geschichte der Enttäuschung über ausbleibende Anerkennung des Unrechts und fortgesetzte Ausgrenzung und Stigmatisierung bis heute.

Durchweg waren die Besucher(innen) erschüttert über das Gehörte. Für viele war es neu, dass auch heute Sinti am liebsten unter sich bleiben, um sich weitere Enttäuschungen zu ersparen. Damit sich etwas ändert, haben Bürgerhaus und Landesverein eine Broschüre mit dem programmatischen Titel „Das Ziel heißt Respekt! Der lange Weg der Sinti und Roma zur Gleichberechtigung“ zum Festival herausgegeben und diese Broschüre fand großes Interesse. Sie ist auch über die VVN-BdA Hamburg zu beziehen.

Auch die Foto-Ausstellung, die die Hamburger Fotografin Marily Stroux auf Anregung einer Schulkameradin vieler Weiß-Kinder Anfang der 1960er Jahre unter dem Titel „Da gab es doch auch andere Vergangenheiten“ gestaltet hat, fand großes Interesse. Die Fotos stammen allerdings fast alle von der Familie Weiß, da sich auch auf einen Aufruf im Wilhelmsburger Insel-Rundblick keine weiteren Zeitzeug(inn)en aus de Mehrheitsgesellschaft fanden. Wer weiß, vielleicht hat ja das Festival dazu beigetragen, dass die Ausstellung noch Zuwachs bekommt.

Wer mehr über das Leben der Sinti in drei Generationen erfahren will, kann das schon bald: Am 5. Juni bietet die Landeszentrale für politische Bildung zusammen mit dem Landesverein der Sinti eine Veranstaltung mit dem Überlebenden Rigoletto Weiß, seinem Sohn Robert (Vorsitzender des Landesvereins) und seinem Enkel Arnold an. (18 Uhr, Gästehaus der Universität).

Cornelia Kerth