Gedenken am Bullenhuser Damm

9. Mai 2013

Am 20. April wurde in Anwesenheit des israelischen Gesandten Emmanuel Nahshon in der früheren Schule am Bullenhuser Damm an eines der schlimmsten Verbrechen der Nazis kurz vor Kriegsende erinnert. Am 20. April 1945 wurden hier 48 Menschen ermordet, darunter 20 jüdische Kinder, 24 sowjetische Kriegsgefangene, zwei französische Ärzte und zwei niederländische Pfleger. Zugegen war auf der Feierstunde auch der Auschwitz-Überlebende Jitzchak Reichenbaum, der in den 1980er Jahren zufällig aus der Zeitung erfahren hatte, dass sich auch sein Bruder unter den ermordeten Kindern befand. Die Kinder waren von Auschwitz in die Schule verschleppt worden und dienten als Material für die Menschenversuche des SS-„Arztes“ Kurt Heißmeyer. Er spritzte TBC-Bazillen in die Lungen der Kinder, was ihnen unvorstellbare Schmerzen bereitete. Als sie danach immer noch am Leben waren, wurden sie erhängt.

Nach dem Krieg betrieb Heißmeyer unbehelligt in der DDR eine Klinik, wurde dann aufgespürt und verstarb 1967 in der Haft. Der Lagerkommandant Arnold Strippel starb 1994 als freier Mann. Zuvor wurde das Verfahren gegen ihn wegen angeblicher Verhandlungsunfähigkeit eingestellt, außerdem wurde der Massenmörder mit 121 500 DM „Haftentschädigung“ fürstlich belohnt.

Über das Verbrechen vom Bullenhuser Damm war lange Zeit nichts bekannt. Erst mehr als dreißig Jahre später begann der unvergessene Journalist Günther Schwarberg mit seinen Nachforschungen. Die Ergebnisse seiner Tätigkeit sind heute in Büchern nachzulesen und in der Gedenkstätte und im benachbarten Rosengarten zu besichtigen.

   Hans-Joachim Meyer