29. Juni 2014 – 17.00 Uhr

28. März 2014


Verboten – Verfolgt – Vergessen

Daniel Burkholz, D 2013

Bereits kurz nach Ende des 2. Weltkriegs begann der Kalte Krieg. Die Bundesregierung unter Kanzler Adenauer plante schon 1950 den Aufbau einer Armee. Gegen dieses Vorhaben gab es in der Bevölkerung große Proteste.

Schnell wurde ein politisches Strafrecht eingeführt, das seine Wurzeln im Strafrecht der Nazizeit hatte. Alle BürgerInnen, die gegen die Wiederbewaffnung oder für die Wiedervereinigung waren, galten nun als Staatsfeinde.

Über 200.000 Menschen wurden politisch verfolgt – häufig von Polizisten, Staatsanwälten oder Richtern, die schon in der Nazizeit in Amt und Würden waren – und ca. 10.000 von ihnen zu teils langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. So wurde  lange vor 1968 eine große außerparlamentarische Bewegung zerschlagen.

im

Kommunalen Kino

METROPOLIS

Metropolishaus

Dammtorstraße / Ecke Kleine Theaterstr.

Ursel Ertel-Hochmuth ist tot

6. März 2014

Am 25. Februar starb unsere Freundin und unser langjähriges Mitglied Ursel. Ursel Ertel-Hochhmuth
»Wir übernehmen aus der Vergangenheit das Feuer, nicht die Asche.«
Mit diesen Worten Jean Jaures‘ signierte Ursel eines ihrer Bücher.
Das Feuer, mit dem sie in ihren Schriften für Respekt vor den
Widerstandskämpferinnen und -kämpfern stritt, das ist ihr Vermächtnis.
Am 14. März 2014 um 14.30 Uhr findet zum Abschied von Ursel eine Trauerfeier
in Kapelle 13 auf dem Ohlsdorfer Friedhof statt.

Gegen Neofaschismus und Rechtspopulismus

6. März 2014

Landesdelegiertenkonferenz 2014: Gemeinsam mit Bündnispartner

Am 22. und 23. Februar 2014 fand im Kulturpalast in Billstedt die Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA Hamburg statt. Schon viele Monate vorher hatte sich eine fünfköpfige Vorbereitungsgruppe (Christiane Chodinski, Carola Kieras, Andrea Krieger, Ingrid Schapiro und Georg Chodinski) über ein Konzept für den Ablauf der Konferenz den Kopf zerbrochen. Dabei förderten sie einen echten Schatz zu Tage: Die Idee, viele Gruppen und Initiativen aus dem Bündnisspektrum zu einem »Markt der Möglichkeiten« am ersten Tag der Konferenz einzuladen. Viele der Gäste aus den Gruppen blieben bis zum Abend und nahmen an den Arbeitsgruppen teil. Vergessen die Zeiten, wo Gäste – abgesehen von vorbereiteten Grußworten – stumm blieben.

 

 

 

Landesdeligierten-Konferenz 20214 -Gastreferent Alexander HäuslerDie Konferenz begann nach dem Gedenken an unsere verstorbenen Mitglieder der letzten drei Jahre mit dem Vortrag »Die ,Alternative für Deutschland‘ – eine rechtspopulistische Partei?« von Alexander Häusler (Fachhochschule Düsseldorf), der die AfD im Rahmen eines Forschungsprojektes untersuchte. Im Anschluss gab es viele Fragen an den Referenten und eine lebhafte Diskussion über aktuelle und mittelfristige Perspektiven unserer Auseinandersetzung mit der AfD. Nach der um einen Info-«Markt der Möglichkeiten« erweiterten Mittagspause ging es in Arbeitsgruppen mit diesen Themen weiter: – Vertiefung »Rechtspopulismus/AfD« – Erinnerungskultur der VVN-BdA – Öffentlichkeitsarbeit der VVN-BdA: bekannter und sichtbarer werden! – Austausch der Kreisvereinigungen: Erprobtes und Ideen für erfolgreiche Arbeit in den Bezirken Am frühen

 

Landesdeligierten-Konferenz 20214 One Step Ahead rappt die LDK

Abend kam dann unser Kulturteil: Die Gruppen »One Step Ahead« (OSA), »Peter und Dirk«, und die »Songgruppe Hamburg« spielten, rappten und sangen für uns. »One Step Ahead« ist eine Jugend-Rapper- Gruppe aus Steilshoop, ihre Texte, die sie selbst schreiben, erstaunen durch ihre Tiefe und Einfühlsamkeit. OSA ist empfänglich für Anregungen und hat sogar, inspiriert durch unsere Veranstaltung zum Altonaer Blutsonntag, einen Rap für Bruno Tesch geschrieben.

 

 

 

Der zweite Tag begann kurz nach 10 Uhr mit dem Bericht der Mandatsprüfungskommission und mit dem Rechenschaftsbericht, gehalten von Landessprecher Georg Chodinski. Erstaunlich, wieviel Arbeit wir in die letzten drei Jahren gepackt haben! Abgesehen von unserer Mitarbeit bei der Vorbereitung diverser Demonstrationen, die sich schon aus unserer Arbeit im Hamburger Bündnis gegen rechts ergibt, erscheinen folgende Projekte besonders erwähnenswert: – Der Stadtteilrundgang im Juli 2012 mit fast 300 Teilnehmern zum 80. Jahrestag des Altonaer Blutsonntags, der mit szenischen Lesungen, Besuch der Originalschauplätze und Abschlusskonzert ein Highlight unserer gesamten Veranstaltungsarbeit war. Veranstalterin war die Kreisvereinigung Altona. – Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Behörde für Arbeit, Soziales, Frauen und Integration (BASFI) in den Räumen der BASFI anlässlich des 70. Todestages von Helmuth Hübener im Oktober 2012. – Die Demo am 3. November 2012 zum Jahrestag der Aufklärung der NSU-Morde. – Besonders erfolgreich war die Initiative für ein Deserteursdenkmal, in der wir mitarbeiten, das es nach dem einstimmigen Beschluss der Hamburger Bürgerschaft vom 14. Juni 2012 tatsächlich geben wird. – Unser Stand auf dem Evangelischen Kirchentag im Mai 2013: Über drei Tage bestritten wir gemeinsam mit vielen Gruppen und Initiativen aus dem Bündnisspektrum ein vielfältiges Programm mit Zeitzeugengesprächen, Ausstellung, Spielen und vielen anderen Angeboten.

 

Nach angeregter Diskussion hielt Landeskassiererin Christiane Chodinski ihren Bericht zur Mitgliederentwicklung und zu den Finanzen der Landesorganisation, dem wir entnehmen konnten, dass der Mitgliederschwund durch zahlreiche Neueintritte aufgefangen werden konnte und dass die Finanzen der Landesorganisation auf soliden Beinen stehen.

 

Nach der Mittagspause folgten die Berichte aus den Arbeitsgruppen vom Vortag, aus denen es zahlreiche Initiativ-Anträge für die folgende Antragsdiskussion gab. Die Anträge befassten sich mit dem Kampf gegen die AfD, Denkanstößen für eine verbesserte und auch für Jugendliche attraktive Öffentlichkeitsarbeit und der mit Forderung, eine Weiterentwicklung unserer Gedenkkultur zu einem Arbeitsschwerpunkt unserer nächsten Arbeitsperiode zu machen. Außerdem gab es aus dem aktuellen Anlass andauernder Angriffe auf die Regierung Maduro eine Resolution für ein Solidaritätsschreiben an den Generalkonsul Venezuelas in Hamburg.

 

Die Wahlen bestätigten die bisherigen Landessprecher/-innen in ihren Ämtern. Wir begrüßen als neue Mitglieder im Landesvorstand: Annemarie Heuer-Kiosz, André und René Buschmann. Herzlich willkommen! Die Konferenz endete mit dem gemeinsam gesungenen Lied »Die Moorsoldaten «. Nach der Aufklärung der NSU-Morde im Jahre 2011 erkannten viele potentielle Bündnispartner, dass antifaschistische Arbeit wertvoll und unverzichtbar ist. Diese gesellschaftliche Stimmung hat unserer Arbeit in den letzten Jahren sehr geholfen. Unsere Inhalte sind zeitlos und verdienen es, mit modernen Methoden vermittelt zu werden. Wir sind die Nachfolger der mutigen Männer und Frauen, die trotz Gefahr für Leib und Leben dem Hitlerfaschismus die Stirn boten. TSY

Esther op’t Rode Sofa

6. März 2014

An’n 20. Dezember seet Esther Bejarano, Vörsittersch vun’t Auschwitz-Komitee, op’t Rode Sofa bi DAS in’t NDR-Feernsehn. Se vertell över ehr Beleevnisse, klor, ok vun Auschwitz, un wat för en grote Rull de Musik in ehr Leven spelen dä. Un de Musik hett ehr vör’n sekern Dood bewohrt, domools, as se in’t Deerns-Orchester vun Auschwitz spelen schull. Köttens weer se 89 Johr oold worrn, un ehr wörr ok groleert. Bi de Geschenke, de se kregen harr, weer ok en kussechten Lippenstift. Dor mutt sik de gode Esther düchtig gebumfidelt feuhlt hebben. hjm

26. März 2014 um 20.00 Uhr im Centro Sociale

6. März 2014

70. Jahrestag des Wehrmachtsmassakers

in Monchio/Italien –  70 Jahre keine Schuldigen?“

/„Erst jetzt habe ich meinen Vater weinen sehen, am Jahrestag des 18.
März 1944, erst jetzt habe ich ihn den Körper meines toten Großvaters
beschreiben hören, all das Blut und die Verzweiflung meiner Großmutter.
Erst jetzt. Vor Gericht, im Prozess.“/
(Roberto Tincani, Verein „Opfer des Massakers 18. März))

Auf Einladung der Rosa Luxemburg Stiftung kommen Armando Tincani
(Überlebender des Massakers), Roberto Tincani (Sprecher des Vereins
„Opfer des Massakers 18. März“) und  Matthias Durchfeld (Istoreco Reggio
Emilia, Mitautor des Films „Die Geige aus Cervarolo“)) nach Buxtehude
und Hamburg. Sie berichten über die Massaker der Wehrmachtselitedivision
„Hermann Göring“ 1944 in Norditalien und die Formen des heutigen
Gedenkens an die Opfer in Monchio.
Und sie informieren über die Unterschiedlichkeit der juristischen
Aufarbeitung von Wehrmachtsverbrechen in Deutschland und Italien.
Konkret berichten sie über den Prozess gegen Angehörige der Division,
die an dem Massaker in Monchio beteiligt waren, und der 2011 in Verona /
Italien stattfand. Dabei wurde auch ein im Landkreis Stade lebender
ehemaliger Angehöriger der Wehrmachtselitedivision „Hermann Göring“ zu
zweimal lebenslänglich verurteilt. Die deutsche Justiz wird hingegen
keinen Prozess einleiten.

Die Veranstaltung in Hamburg ist am 26. März um 20.00 Uhr im Centro Sociale, Sternstr. 2.

Veranstalter sind die Rosa Luxemburg Stiftung, die VVN-BdA und Freunde
von Istoreco Reggio Emilia.
Gedenkpark Monchio

© Studienkreis DeutscherWiderstand

Informationen über das Massaker in Monchio:
http://www.gedenkorte-europa.eu/content/list/59/

Sonntag, 23. März 2014, Matinee von 11-14 Uhr

6. März 2014

Musicalfilm  : GOODBYE BARCELONA

 

Ort: Kino 3001, Schanzenstraße 75, Hamburg

Freitag, 7. März 2014, 19:00 Uhr

6. März 2014

Plakat Int. Frauentag 2014 VVN-BdA

Widerständiges Frauenleben – Veranstaltung zum Internationalen Frauentag über kämpferisches Frauenleben gegen Faschisten und Neonazis.

 

Ort: Kulturpalast Hamburg, Öjendorfer Weg 30 a, Hamburg-Billstedt

 

Die VVN-BdA Hamburg auf der Lampedusa-Demo am 1. März 2014

5. März 2014

VVN-BdA-Transparent

Rede von Rolf Becker am 1. März 2014

5. März 2014

Aus der Bibel, Lukas 9, Vers 58

 „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“

 

Bald ist ein Jahr vergangen, seit die Gruppe der Lampedusa-Flüchtlinge hier in Hamburg eintraf. An der Position des Hamburger SPD-Senats und des Hamburger Bürgermeisters Scholz hat sich seitdem nur wenig verändert. Ihnen geht es nach wie vor darum, die Flüchtlinge in Einzelverfahren zu zwingen, um den Kriterien des Arbeitsmarktes entsprechend auswählen zu können: Wer ist verwendbar, wer nicht – wer darf bleiben, wer wird abgeschoben.

Dagegen steht die Forderung auf Anerkennung der Flüchtlingsgruppe in ihrer Gesamtheit – als einzige Möglichkeit, der Selektion in Brauchbare und Unbrauchbare zu entkommen. „Überflüssige Menschen“ hat Maxim Gorki die für das Kapital nicht mehr verwertbaren Menschen genannt.

Und: Am 1. April endet die Unterbringung der Geflüchteten in ihren Winterquartieren. Was danach? Die Vereinzelung der Gruppe wird dann unabwendbar, selbst wenn einigen durch Initiativen und engagierte Einzelpersonen Unterkunft gewährt wird. Hier sind wir gefordert.

Gefordert sind auch die, die heute nicht bei uns sind. Wir müssen sie wieder „ins Boot holen“. Zugeben, dass Fehler gemacht wurden, auch von unserer Seite. Die Folge: viele haben sich zurückgezogen – aus dem gewerkschaftlichen, dem kirchlichen Bereich, auch aus dem der zornigen SPD-Basis. Unsere Aufgabe: klarstellen, dass es weder um Schuldzuweisungen noch Rechthaberei geht, nicht um Profilierung dieser oder jener politischen Gruppe, sondern um das Schicksal der Geflüchteten.

Dazu von Bertolt Brecht:

WIE IMMER SIE EUCH MITSPIELEN Rolf Becker

Gebt keinen euresgleichen auf!

 (Fragment, 1936,  14/ 326)

 

Wie immer sie euch mitspielen

Gebt keinen euresgleichen auf!

Der Bauer, der den steinigen Acker gepflügt hat

Mag euch misstrauen wie einem Viehhändler

Und euch aus seiner Tür jagen:

Der ein Pferd zu wenig hat

Hat Ohren euch zu hören.

Gebt keinen euresgleichen auf!

Der Arbeiter, der die Maschine geölt hat

Die ihm nicht gehört, mag euch verraten

Viermal, dann vertraue ihm das fünfte Mal!

Setzt nichts aufs Spiel, aber setzt ihn in die Rechnung ein:

Gebt keinen euresgleichen auf!

 

Der Soldat, dem der Sieg nichts nützt

Mag seine Oberen fürchten und euch

An das Rad des Geschützes binden, dennoch

Ist er euer Helfer an dem bestimmten Tag

Wo ihr ihm die Augen geöffnet habt:

Gebt keinen euresgleichen auf!

 

Ihrem Feind folgen sie, wenn sie blind sind

Aber euch folgen sie, wenn sie sehen.

Gebt keinen euresgleichen auf!  

 

Ausdrücklich hier in Hörweite des Rathauses: Aus dem „Apostolischen Schreiben“ von Papst Franziskus „Über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute“:

 

Die Migranten stellen für mich eine besondere Herausforderung dar, weil ich Hirte einer Kirche ohne Grenzen bin, die sich als Mutter aller fühlt. Darum rufe ich die Länder zu einer großherzigen Öffnung auf, die, anstatt die Zerstörung der eigenen Identität zu befürchten, fähig ist, neue kulturelle Synthesen zu schaffen. Wie schön sind die Städte, die das krankhafte Misstrauen überwinden, die anderen mit ihrer Verschiedenheit eingliedern und aus dieser Integration einen Entwicklungsfaktor machen!

 

Ich   würde   mir wünschen, dass man den Ruf Gottes hörte, der uns alle fragt: » Wo ist dein Bruder? « (Genesis 4,9): Wo ist dein Bruder, der Sklave? Wo ist der, den du jeden Tag umbringst in der kleinen illegalen Fabrik, im Netz der Prostitution, in den Kindern, die du zum Betteln gebrauchst, in dem, der heimlich arbeiten muss, weil er nicht legalisiert ist? Tun wir nicht, als sei alles in Ordnung! Es gibt viele Arten von Mittäterschaft. Die Frage geht alle an! Die Hände vieler triefen von Blut aufgrund einer bequemen, schweigenden Komplizenschaft.

 

Wir dürfen nicht mehr auf die blinden Kräfte und die unsichtbare Hand des Marktes vertrauen…

 

Ich bitte Gott, dass die Zahl der Politiker zunimmt, die fähig sind, in einen echten Dialog einzusteigen, der sich wirksam darauf ausrichtet, die tiefen Wurzeln und nicht den äußeren Anschein der Übel unserer Welt zu heilen!

 

Rom, Vatikanstadt, 26. November 2013

Den Regierenden, auch hier in Hamburg, geht es vorrangig nicht um die 300 aus Lampedusa hierher Geflüchteten, sie könnten sie sogar problemlos aufnehmen. Warum sagen die Nein?

 

Zum einen, weil sie den Präzedenzfall fürchten – es könnten sich doch zahlreiche andere auf eine solche Ausnahme berufen – die Flüchtlingsströme nach Europa reißen schließlich nicht ab:

 

Nach Angaben internationaler Flüchtlingshilfsorganisationen haben durch die europäische Asylpolitik in den vergangenen 20 Jahren mehr als 20.000 Menschen ihr Leben verloren. Anfang Oktober 2013 ertranken über 360 afrikanische Flüchtlinge vor der italienischen Insel Lampedusa – eine der schlimmsten Flüchtlingstragödien der letzten Jahre. Am 6. Februar 2014 versuchten 400 Migranten gemeinsam, in einer kollektiven Aktion, die hochgerüstete Grenze der spanischen Enklave Ceuta (eine der zwei direkten Außengrenzen der EU auf afrikanischem Boden) vom Meer aus zu überwinden. Beantwortet wurde der Versuch, auf EU-Territorium zu gelangen, mit Gummigeschossen und einer mörderischen Menschenjagd durch die spanische und marokkanische Grenzpolizei. Mindestens 15 Menschen verloren an diesem Tag ihr Leben, Dutzende wurden verletzt und illegal nach Marokko zurück geschoben.

 

Der andere Grund für die abweisenden Haltung des Hamburger Senats: es geht um die Sicherung bestehender innenpolitischer Machtverhältnisse. 2001 wurde die Hamburger SPD von einer CDU geführten Regierung im Bündnis mit FDP und der Schill-Partei „Rechtsstaatlicher Offensive“ abgelöst, weil sie angeblich in rechtlichen und sozialen Fragen, auch im Hinblick auf Zuwanderung und Flüchtlinge zu inkonsequent war. Diesen „Fehler“ versucht sie heute – unter nicht vergleichbaren Verhältnissen – zu vermeiden.

 

Hier gilt es für uns anzusetzen: die Zahl der Notleidenden nimmt zu, auch hierzulande, und dadurch das Verständnis von größer werdenden Teilen der Bevölkerung für das Leiden derer, die hier bei uns Zuflucht suchen.

 

Lasst uns für weitere Proteste mobilisieren. Den Regierenden klarmachen, dass sich die politischen Kräfteverhältnisse zu ihrem Nachteil verändern, wenn sie ihre Entscheidungen nicht überprüfen und nicht in Verhandlungen mit den Flüchtlingen eintreten. They are here to stay!

 

 

Bertolt Brecht

 

Was für eine Kälte

Muss über die Leute gekommen sein!

Wer schlägt da so auf sie ein,

Dass sie jetzt so durch und durch erkalten?

So helft ihnen doch! Und tut es in Bälde!

Sonst passiert euch etwas,

was ihr nicht für möglich haltet!  

1931 wurde Brechts Warnung missachtet, die Folgen: Faschistische Herrschaft der Nationalsozialisten, Krieg, Völkermord und Auschwitz.

 Lasst uns heute gemeinsam wachsam bleiben.

 

 

Redebeitrag von Steffi Wittenberg

5. März 2014

Rede von Steffi Wittenberg, gehalten anlässlich der Demonstration für das Bleiberecht der Flüchtlingsgruppe Lampedusa in Hamburg am 1. März 2014 (es gilt das gesprochene Wort)

Steffi Wittenberg

Liebe Mitdemonstranten, liebe Lampedusa-Flüchtlinge,

ihr wisst, im Jahre 1939 in der Nazizeit, es war schon drei Monate Krieg, da ist es meiner Mutter und mir noch gelungen, als jüdische Hamburger Bürgerinnen, nach Montevideo, Uruguay zu fliehen. Nach einer vorüber-gehenden Einreisesperre war das kleine Land Uruguay wieder bereit, uns aufzunehmen. Meinem Vater und meinem Bruder war die Flucht mit einem uruguayischen Visum schon ein Jahr vorher gelungen.

So wurde unser Leben gerettet.

Hätte Uruguay uns nicht aufgenommen, wir hätten in Deutschland nicht überlebt.

Ich komme aus der Stadt Hamburg. Etwa die Hälfte der ehemaligen jüdischen Bürger und Bürgerinnen aus Hamburg haben ihr Leben durch Flucht und Aufnahme in amerikanische, auch einige europäische Länder retten können, aber auch durch Aufnahme z.B. in die Türkei, in Australien und auch in afrikanische Länder.

Das darf in Deutschland und auch in Hamburg nicht vergessen werden. Ich habe an den Senat, ich habe an unseren Ersten Bürgermeister Olaf Scholz, an unseren Innensenator Neumann und mit Rückblick auf unsere Geschichte sie aufgefordert, den Lampedusa-Flüchtlingen ein Bleiberecht zu gewähren, ihnen die Möglichkeit zu geben, hier menschenwürdig zu wohnen und auch zu arbeiten im beiderseitigen Interesse. Warum sollen wir diesen 300 Menschen die Aufnahme verweigern und sie abschieben ins Ungewisse?

Wir machen Milliarden Euro locker für die Ukraine, da sollte es doch unserem Land, d.h. auch unserer Stadt, möglich sein, den in Not geratenen Lampedusa-Flüchtlingen die von ihnen erbetene Sicherheit zu bieten. Wir sind doch keine Unmenschen und auch unser Senat nicht. Das Menschenrecht ist unteilbar und richtet sich doch nicht nach der Hautfarbe oder Herkunft? Humanität ist das Gebot der Stunde.

Darum fordere ich immer noch und immer wieder:

Geben Sie endlich den Lampedusa-Flücht-lingen das Bleiberecht in unserer Stadt und in unserem Land!

In other words

I am asking the Hamburg Senate and our Mayor Olaf Scholz to

demonstrate HUMANITY towards our LAMPEDUSA refugees

Telling them

WELCOME TO HAMBURG.

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