Solidarität mit der Bevölkerung in Gaza und mit der israelischen Friedensbewegung: Den Druck auf die israelische Regierung erhöhen

28. August 2025

Erklärung des Bundessprecher*innenkreises der VVN-BdA vom 22.08.2025

  • Stopp der Offensive zur völkerrechtswidrigen Besetzung Gazas
  • Beendigung der illegalen Landnahme im Westjordanland
  • Waffenstillstand und Verhandlungen für die Freilassung der Geiseln und eine dauerhafte Friedensregelung sofort
  • Umfassende Versorgung der Bevölkerung in Gaza durch die Vereinten Nationen

Hunderttausende Menschen in Israel haben seit Sonntag mit Demonstrationen und Streiks ein Ende des Krieges in Gaza und dem Westjordanland und die Freilassung der verbleibenden Geiseln der Hamas und ihrer Verbündeten gefordert. Das ist ein beachtlicher (Mobilisierungs-) Erfolg der israelischen Demokratie- und Friedensbewegung, der den innenpolitischen Druck auf die Regierung Netanjahu erhöht hat. Jetzt gilt es im Sinne und zusammen mit unseren befreundeten israelischen und palästinensischen Organisationen diesen Druck aufrechtzuerhalten und zu verstärken.

Wir fordern von der deutschen Bundesregierung den sofortigen Stopp aller Waffenlieferungen an Israel.

Die geplante Ausweitung des Krieges, die Wiederbesetzung des Gazastreifens durch israelische Streitkräfte und die Siedlergewalt im Westjordanland sowie die damit einhergehende illegale Landnahme sind nicht durch das Völkerrecht gedeckt. Diese konstanten Brüche des Völkerrechts müssen im Sinne einer ehrlichen und offenen Partnerschaft zwischen der BRD und Israel Konsequenzen haben. Die Menschen in Gaza dürfen nicht auf dem Altar der Interessen der deutschen Rüstungslobby geopfert werden. Wie unsere Freund*innen in Israel sind wir der Überzeugung, dass das derzeitige Vorgehen der israelischen Regierung den Menschen in Israel und Palästina keinen Frieden bringen wird. Der Kampf gegen eine Kultur des Hasses, wie sie beispielsweise die Hamas verkörpert, und die Stärkung demokratischer Strukturen kann nicht mit Waffengewalt erreicht werden.

Weiterhin fordern wir von der Bundesregierung sich an der Lieferung und direkten Verteilung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und weiteren überlebenswichtigen Gütern an die hungernde Bevölkerung in Gaza zu beteiligen.

Es muss dabei sichergestellt werden, dass die Verteilung der Lieferungen nicht durch Abwurf von Paketen aus der Luft, sondern direkt durch die Vereinten Nationen als unabhängige internationale Organisation erfolgt. Falls nötig, müssen die Lieferungen und Verteilstationen von Soldaten unter einem UN-Mandat vor Angriffen geschützt werden. Die Bundesrepublik muss im Sinne einer Beendigung der humanitären Katastrophe im Gazastreifen mit einer auskömmlichen Finanzierung dieser UN-Mission zu einem Gelingen beitragen. 

Wir wünschen unseren Freund*innen in Israel und Palästina weiterhin viel Kraft und Mut. Wir stehen in dem Kampf für Demokratie, Frieden und Menschlichkeit weiterhin an eurer Seite!

Aufruf zur 333. Mahnwache am Stadthaus

19. August 2025

Am Freitag, den 22. August 2025 laden wir, gemeinsam mit der Initiative Gedenkort Stadthaus, zur 333. Mahnwache ein. Seit 2018 stehen wir Woche für Woche an der Stadthausbrücke, um an die Opfer des NS-Terrors zu erinnern und einen würdigen Gedenkort einzufordern.

Das Stadthaus war während der NS-Zeit die Zentrale von Gestapo und Kriminalpolizei in Hamburg und Norddeutschland. Hier wurden Widerstandskämpfer:innen verhört, gefoltert und in den Tod getrieben. Dieser Ort des Schreckens wurde später zu einem Luxusquartier umgebaut – Hotels, Gastronomie und teure Wohnungen prägen heute das Ensemble. Der versprochene 750 Quadratmeter große Gedenkort schrumpfte auf einen viel zu kleinen Raum zusammen. Themen wie Widerstand fehlen weitgehend, die Verantwortung für das Erinnern wurde privatisiert.

Mit unseren Mahnwachen machen wir sichtbar, dass Hamburg dieser Verantwortung nicht entkommen darf. Wir fordern: Ein würdiger Gedenkort für den Widerstand gehört ins Zentrum der Stadt!

Die 333. Mahnwache findet statt am:
📍 Stadthausbrücke / Ecke Neuer Wall
🕔 Freitag, 22.08.2025, 17–18 Uhr

Wir rufen alle Hamburger:innen auf, sich uns anzuschließen – gegen das Vergessen, für ein würdiges Gedenken und für eine Stadt, die sich ihrer Geschichte stellt.

Noch Plätze frei: Bildungsreise zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau im September 2025

4. August 2025

Das Auschwitz-Komitee organisiert im September 2025 wieder eine einwöchige Bildungsreise zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Die Fahrt richtet sich an Menschen, die sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart auseinandersetzen möchten.

Die Reise findet vom 5. bis 12. September 2025 statt. Sie beginnt mit zwei Tagen in Krakow, wo sowohl die Geschichte der Stadt unter deutscher Besatzung als auch das heutige Polen Thema sind. Anschließend wohnt die Gruppe in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim und besucht von dort aus die ehemaligen Lager Auschwitz, Birkenau und Monowitz.
Begleitend gibt es Raum für Austausch, Reflexion und gemeinsame inhaltliche Arbeit. Die Reise wird gemeinschaftlich vorbereitet und gestaltet, auch die Anerkennung als Bildungsurlaub in Hamburg ist möglich.

Das Auschwitz-Komitee freut sich über interessierte Einzelpersonen oder Kleingruppen, die mitfahren und sich aktiv in die Planung einbringen möchten.

Bei Interesse melden unter:
auschwitzreise@stiftung-auschwitz-komitee.de

Ohlsdorfer Friedensfest 2025 – „80 Jahre. Lange Schatten“

19. Juni 2025

19. Juli – 3. August 2025

Das Ohlsdorfer Friedensfest ist mehr als eine Gedenkveranstaltung – es ist ein aktives, antifaschistisches Zeichen gegen das Vergessen. Unter dem diesjährigen Motto „80 Jahre. Lange Schatten“ widmet sich das Fest den bleibenden Spuren des Nationalsozialismus und den gesellschaftlichen Kontinuitäten und Brüchen nach 1945.

Nicht die Bombennächte von 1943 stehen im Mittelpunkt, sondern ihre Ursachen: der nationalsozialistische Terror, der deutsche Vernichtungskrieg und das millionenfache Leid, das von Deutschland ausging. Gefeiert wird nicht die Zerstörung – gefeiert wird die Befreiung vom Nationalsozialismus und das Ringen um eine demokratische, offene Gesellschaft.

Mit über 17 Veranstaltungen – darunter Vorträge, Musik, Ausstellungen, Stadtteilführungen und künstlerische Interventionen – bietet das Friedensfest Raum für Auseinandersetzung, Austausch und Haltung.

Entstanden ist das Friedensfest als klare Reaktion auf rechte Provokationen: Seit den 2000er Jahren versuchten Neonazis, die Opfer der Luftangriffe auf Hamburg für geschichtsrevisionistische Zwecke zu missbrauchen. Seit 2009 setzt das Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest dem Jahr für Jahr einen klaren, offensiven Gegenentwurf entgegen – getragen von Initiativen, Kirchen, Gewerkschaften, Gedenkstätten und vielen engagierten Menschen.

Gerade in Zeiten, in denen rechte Hetze, Geschichtsverdrehung und Angriffe auf demokratische Werte wieder zunehmen, ist das Friedensfest aktueller denn je. Es steht für die Unantastbarkeit der Menschenwürde, für Erinnerung statt Verdrängung, für eine klare Haltung gegen Rechts – und für die Hoffnung auf eine solidarische Zukunft.

Seid Sie dabei – vom 19. Juli bis 3. August 2025 auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Hier geht’s zum Programm

Zum 90. Todestag von Fiete Schulze

3. Juni 2025

Das Foto stammt aus persönlichem Besitz

Am 6.6. 1935 wurde Fiete Schulze im Hof des damaligen Untersuchungsgefängnisses mit dem Handbeil enthauptet.

Staatsanwalt Stegemann in seinem Plädoyer für die Todesstrafe:
„Seine Zunge ist gefährlicher als Kugeln“.

Der später nur „Fiete“ genannte Schlosser Friedrich Schulze wuchs in einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie in Schiffbek (heute Billstedt) auf, arbeitete nach der Lehre als Nieter auf der Werft „Blohm und Voß“, trat früh der Gewerkschaft bei und ab 1913 der SPD. Fiete gehörte dem Arbeitersportverein „Frei Heil“ an. Kurz nachdem Johanna Schröder und Fiete Schulze heirateten und ihre Tochter Wilmageboren wurde, musste er ab 1915 am Ersten Weltkrieg teilnehmen und wurde 1917 schwer verwundet. Seine beiden Brüder überlebten den Krieg nicht. 1918 kehrte er nach Hamburg zurück

Seine eigenen Erfahrungen der schweren Arbeits-und Lebensbedingungen, seineKriegserfahrungen, der Tod seiner Brüder, die Novemberrevolution und das Selbststudium politischer Schriften machten ihn zu einem engagierten politisch handelnden und kämpfenden Menschen.

Über die USPD kam Fiete zur KPD, beteiligte sich an der Niederschlagung des Kapp-Putsches und wurde in den folgenden Inflations- und Hungerjahren für viele Menschen zum Berater und Vertrauensmann. Als Vize (Vorarbeiter) auf der VeddelerReismühle beschlagnahmte er zum Beispiel gemeinsam mit Kollegen eine Schute mit Reis, um den Erwerbslosen von Schiffbek zu helfenAls sie festgenommen wurden, nahm er die Schuld auf sich, um die anderen zu schützen. 

Als sich Mitte Oktober 1923 die politische Lage in Deutschland zuspitzte, weil die Stresemann-Regierung mit Hilfe der Reichswehr versuchte, die Arbeiterregierungen in Sachsen und Thüringen zu Fall zu bringen, organisierte er mit umfassenden Maßnahmen in Schiffbek einen bewaffneten „Hamburger Aufstand“ am 23. Oktober1923 mit, der als Signal für das ganze Land gedacht war. Zwei Tage später war der Aufstand niedergeschlagen und die meisten Aktivisten verhaftet. Fiete Schulze konnte fliehen und fuhr als Matrose auf dem Großsegler „Flora“ der Südamerika-Linie nach Chile, wo er als Hafenarbeiter und im Bergbau Beschäftigung fand. 1925 zurück, lebte er kurze Zeit mit seiner Familie zusammen illegal in Hamburg. Nach einem Studium der Gesellschaftswissenschaften in der Sowjetunion blieb er als Dozent dort. 

Ab Juli 1932 wieder illegal in Hamburg, wo Provokationen und Schlägereien zwischen NSDAP und KPD an der Tagesordnung waren, trat er als Redner auf und organisierte eine Selbstschutzstaffel mit, die er dazu anhielt, sich nicht auf Schlägereien mit Angehörigen der SA einzulassen. Er lehnte individuellen Terror und „Knüppelpolitik“ ab: „Meint ihr, das wäre schon ein Klassenfeind, weil er die SA-Jacke angezogen hat? Nein, Genossen, … er weiß nur nichts von dieser Welt. Man hat ihn auf einen falschen Weg gelockt. Ihr aber wisst Bescheid. Bringt ihn auf den richtigen! Das ist Heldentum. Schießen ist keins.“ 

Denunziert und am 16. April 1933 festgenommen, wurde er im Stadthaus mitbrutalsten Folterungen verhört und von dort direkt ins Untersuchungsgefängnis Holstenglacis gebracht. In Einzelhaft 

isoliert, durfte Fiete über sechs Monate keinen Besuch. Nur zensierte Briefe waren ihm erlaubt. So erfuhr Wilma erst viel später von der Folter und dem Versuch, ihn zu bestechen. 

Ab dem 13. Februar 1935 fand vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht derfünfwöchige Prozess wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ und Landfriedensbruchs gegen Fiete Schulze statt. Wilma und ca. 80 bis 90 andere Beobachter waren ständig dabei. Die Öffentlichkeit wurde häufig ausgeschlossen, da Fiete Schulze sich nicht einschüchtern ließ und unbeirrt seine Meinung sagte. Draußen waren einmal alle Straßenschilder beim Oberlandesgericht mit „Fiete-Schulze-Platz“ überklebt. Internationale Proteste, Kundgebungen in Paris, Amsterdam und in anderen Orten hatten keinen Einfluss auf das Urteil. Das Todesurteil stand schon vorher fest.

Am 18. März 1935 wurde Fiete Schulze dreimal zum Tode und zu 260 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Staatsanwalt Stegemann sagte in seinem Plädoyer: „Es gibt kein objektives Recht. Strafrecht ist heute Kampfrecht!“, und schloss mit den Sätzen: „Es wäre eine schreiende Ungerechtigkeit, wenn dieser Mann mit dem Leben davonkäme. Seine Zunge ist gefährlicher als Kugeln.“ 

Ohne die Möglichkeit zu haben, sich von seiner Familie zu verabschieden, wurde Fiete Schulze am 6. Juni 1935 um 6.00 Uhr im Hof des Untersuchungsgefängnisses in Hamburg mit dem Handbeil1 hingerichtet. 

Erst im Februar 1981(!) hob die Staatsanwaltschaft beim Hanseatischen Oberlandesgericht das Todesurteil gegen Fiete Schulze auf – ein Erfolg des jahrelangen Kampfes seiner Tochter und vieler Unterstützer um Gerechtigkeit.

Dieser Text ist eine (durch H.v.B.) gekürzte, gekürzte und leicht veränderte Fassung des Textes von Chr. Chodinski anlässlich der Stolpersteinlegung für Fiete Schulze. Text und Quellenangaben auf www.stolpersteine-hamburg.de Das Foto stammt aus persönlichem Besitz.

Bundespräsident Heinemann zitierte 1969 anlässlich einer Gedenkrede aus Fiete Schulzes Brief an seine Schwester. (siehe Frankfurter Rundschau v. 21.7.1969)

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Hamburg

  1. Damit gehörte er zu den wenigen Hamburger Widerstandskämpfern, die hier mit einem Handbeil ermordet wurden, weil Karl Kaufmann, Reichsstatthalter von Hamburg, der Meinung war, dass die Guillotine als Erbstück der Französischen Revolution unpassend sei und im Januar 1934 ein eigens dafür geschaffenes Gesetz erließ. Der Hamburger NSDAP-Senator Rothenberger erklärte dem Senat, dass das Handbeil bei der Vollziehung der Todesstrafe dem „deutschen Rechtsempfinden“ entspräche. (siehe: Hinrichtungen in Hamburg und Altona 1933-1945, hrsg von Andreas Seeger und Fritz Treichel) ↩︎

Aufruf zum 8. Mai 2025

5. Mai 2025

Mai 1945 – Tag der Befreiung, Chance für Frieden und Demokratie in Europa

Am 8. Mai wurde ganz Europa von der Geißel des Faschismus befreit. In Deutschland erlebten in erster Linie die überlebenden Verfolgten und Widerstandskämpfer:innen diesen Tag als Befreiung. Aber auch wir alle, die wir heute leben, verdanken die Möglichkeit eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den Siegern des 8. Mai. Die alliierten Streitkräfte, unter denen die Rote Armee mit Abstand die größte Last des Krieges in Europa zu tragen hatte, sind und bleiben auch unsere Befreier. Mit besonderer Dankbarkeit erinnern wir an den Beitrag, den der deutsche antifaschistische Widerstand in Deutschland, in der Emigration, als Teil von Partisanenverbänden und in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition geleistet hat.

Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Nazi-Terror, Vernichtungskrieg und Völkermord zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid und ihrem Leben. Dazu gehören auch in Hamburg die politischen Gegner:innen der Nazis ebenso wie die gesamte jüdische Bevölkerung, die Sinti und Roma, Menschen mit Einschränkungen ebenso wie Menschen, deren Lebenssituation und Lebenswandel nicht der NS-Ideologie entsprach, und Kriegsdienstverweigerer und Deserteure. Dazu kamen allein in Hamburg bis zu 500.000 Zwangsarbeiter:innen. Die deutsche Wirtschaft, allen voran Chemie- und Rüstungsindustrie und Banken waren die Gewinner von „Arisierung“, Krieg und der Ausbeutung von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeit. Diese Gewinne bildeten die Grundlage des „Wirtschaftswunders“ in der Bundesrepublik, während die Opfer um jede Mark Entschädigung kämpfen mussten und bis heute kämpfen müssen.

In nahezu allen ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Ländern wurden der 8. und/oder 9. Mai gesetzliche Feiertage, das war auch in der DDR der Fall. Genau 40 Jahre kämpften die Verfolgten darum, bis ein Präsident der Bundesrepublik an einem 8. Mai von Befreiung gesprochen hat. Bis dahin hatte die Sicht der Nazis, der Deutsch-Nationalen, der „Frontkämpfer“, der Profiteure und Mitläufer das offizielle Vokabular geprägt: Zusammenbruch, Kapitulation, Besatzer. Mit Weizsäckers Rede wurde die Perspektive der Verfolgten des Nazi-Regimes „gesellschaftsfähig“.

Damit das so bleibt, fordern wir, dass der 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg endlich auch in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag wird.

Überall in Europa feiern extrem rechte Parteien Erfolge. In Deutschland verfügt die extreme Rechte mit der AfD erstmals seit 1945 flächendeckend über einen „parlamentarischer Arm“. Sie bildet heute das Zentrum der (neo-)faschistischen Szene und hat mit den Landtagswahlen in Thüringen und Brandenburg erstmals machtpolitische Bedeutung erreicht. Zu ihren Zielen gehört die Auslöschung der Erinnerung an die Menschheitsverbrechen der Nazis ebenso wie die Verklärung der faschistischen „Volksgemeinschaft“, die Leib und Leben Aller bedroht, die als nicht dazu gehörig definiert werden.

Zugleich ist die AfD seit ihrer Gründung ein wesentlicher Motor der gesellschaftlichen Rechtsentwicklung im Land: Rassismus, Chauvinismus, Antisemitismus und Antiziganismus, Islamfeindlichkeit – alle möglichen Ideologien sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Ausgrenzung haben Konjunktur. Wir wissen, infolge jahrzehntelanger neoliberaler Politik hat die soziale Spaltung der Gesellschaft ein Ausmaß erreicht, in dem die Angst vor dem Abstieg Anpassungsdruck und Ausgrenzungsbereitschaft erhöht. Wir erleben, dass Grundrechte immer weiter eingeschränkt werden. Wir sehen mit Sorge, wie unbarmherzig Politik und Gesellschaft die Abschottung Europas unter vollständiger Abkehr von Menschenrechten und internationalem Recht und in Kooperationen mit rechten Regierungen rund um Europa herum vorantreibt und Menschen auf der Flucht kriminalisiert und entrechtet werden.

Der russische Angriff auf die Ukraine ermöglichte in Deutschland eine „Zeitenwende“, die mit gigantischer Aufrüstung und einer rasanten Militarisierung der Gesellschaft verbunden ist. Ein 100 Milliarden-Vermögen für die Bundeswehr steht nun im Grundgesetz, das jahrelang umstrittene „Zwei-Prozent-Ziel“ der NATO wurde im Parlament durchgewinkt. Rheinmetall darf sich auf MegaGewinne freuen während bei Bildung, Gesundheit und Sozialstaat gespart wird. Der Verteidigungsminister weist der „Kriegstüchtigkeit“ oberste Priorität zu, und dieses Ziel wird nun auf allen Politikfeldern verfolgt: Bundeswehr in den Schulen, Rekrutierung Minderjähriger, Wehrerfassung männlicher Jugendlicher als Vorbereitung zur Wehrpflicht, gigantische Werbefeldzüge fürs Töten und Sterben. „Heimatschutz“-Einheiten aus Teilzeit-Krieger:innen üben an Wochenenden, öffentliche Vorführungen von zivil-militärischer Zusammenarbeit werden publizistisch begleitet und die Marine patrouilliert im Südchinesischen Meer. Das erfüllt uns mit tiefer Sorge und verlangt unseren entschiedenen Widerspruch.

Der terroristische Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 hat den anhaltenden Konflikt im Nahen Osten neu entfacht. Die rechte Regierung Israels verantwortet mit Flächenbombardierungen, Angriffen auf die lebensnotwendige Infrastruktur und der Verweigerung humanitärer Hilfen das Sterben tausender Menschen in Gaza. Mit den Bombardierungen Beiruts und der Bodenoffensive im Libanon drohen sich diese Zustände auszuweiten.

Parallel zu diesem Krieg hat der Antisemitismus in Deutschland eine neue Qualität erlangt: Jüdische Menschen, Geschäfte und Einrichtungen werden zu Zielen von Angriffen, Veranstaltungen werden gestört, Beteiligte bedroht. Wir stehen an der Seite der Betroffenen. Jüdische Menschen für Kriegsverbrechen der israelischen Regierung verantwortlich zu machen, ist antisemitisch. Ebenso weisen wir den zunehmenden antimuslimischen Rassismus zurück. Antisemitismus ist kein importiertes Phänomen.

Gerade wegen dieser schrecklichen Entwicklungen wollen wir den Tag zum Feiertag machen, den die Überlebenden als „Morgenröte der Menschheit“ erlebt haben, wie es der als Jude und Kommunist verfolgte Résistance-Kämpfer Peter Gingold ausgedrückt hat.

Wir wollen am 8. Mai vor allem an die Hoffnung der Befreiten auf eine Welt ohne Kriege, Elend und Unterdrückung erinnern und diese als Impuls nehmen, weiter an der Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit zu arbeiten, so wie es die befreiten Häftlinge von Buchenwald geschworen haben.

Bisherige Unterzeichnende

  • AStA Uni Hamburg
  • Auschwitz Komitee
  • Barmbeker Initiative gegen Rechts
  • DIDF-Jugend
  • Die Falken
  • Die Linke Hamburg
  • DKP Hamburg
  • FC St.Pauli Marathon
  • Geschichtswerkstatt St. Georg e.V
  • GEW Hamburg
  • Hamburger Uckermark Gruppe
  • HBgR
  • Helmuth Sturmhoebel Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft Jugendweihe Groß-Hamburg e.V.
  • Ini Marienthal bleibt Bunt
  • Kinder des Widerstands
  • Kirchliche Gedenkstättenarbeit Neuengamme
  • Lagergemeinschaft Ravensbrück / Freundeskreis e.V.
  • Landesverein der Sinti Hamburg
  • Migrantinnen Bund Hamburg
  • NaturFreunde Hamburg e.V.
  • Sauerkrautfabrik
  • Stiftung Auschwitz-Komitee
  • Ver.di AntiRa AK
  • VVN-BdA Hamburg

Demonstration

08.05.2025 um 16:30 Uhr
Gedenkort Stadthaus,
Stadthausbrücke 6, 20355 Hamburg

Start der Demonstration: 17:00 Uhr

Befreiungsfest

08.05.2025 ab 17:30 auf dem Rathausmarkt

Musik, Vorträge, Stände, Kinderprogramm

Barbara Hüsing erhält den Hauptpreis „Verantwortung – damals und heute“ 2025

30. April 2025

Die VNN-BdA Hamburg gratuliert ihrem langjährigen Mitglied Barbara Hüsing herzlich zur Auszeichnung mit dem diesjährigen Hauptpreis „Verantwortung – damals und heute“, der am 28. April 2025 von der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte verliehen wurde. Mit dieser Ehrung wird ihr jahrzehntelanger, unermüdlicher Einsatz für Erinnerung, Aufklärung und Gerechtigkeit im Sinne von Esther Bejarano gewürdigt.

Barbara / Michel Abdollahi / Joram Bejarano, Preisverleihung 28.04.2025, Centralkomitee

Barbara Hüsing ist eine der prägendsten Persönlichkeiten der Hamburger Gedenk- und Erinnerungsarbeit. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Journalisten Günther Schwarberg, hat sie entscheidend dazu beigetragen, die Verbrechen am Bullenhuser Damm – die Ermordung von 20 jüdischen Kindern sowie ihrer Betreuer und weiterer KZ-Häftlinge im April 1945 – öffentlich zu machen. Als Juristin übernahm sie in den 1980er Jahren die Rolle der Nebenklagevertreterin im Verfahren gegen den mutmaßlichen Täter Arnold Strippel und kämpfte unermüdlich gegen die juristische Verdrängung nationalsozialistischer Verbrechen.

Sie war Mitbegründerin der Vereinigung „Kinder vom Bullenhuser Damm“, der sie bis 2022 im Vorstand angehörte. Ihr Engagement reichte weit über juristische Fragen hinaus – sie organisierte Gedenkveranstaltungen, ermöglichte internationale Begegnungen mit Angehörigen und Überlebenden und prägte über Jahrzehnte hinweg das öffentliche Gedenken mit. Für dieses Lebenswerk wurde sie bereits im März 2024 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Wir freuen uns mit Barbara Hüsing über diese Ehrung, auch als langjähriges und geschätztes Mitglied unserer Vereinigung.

Unser Glückwunsch gilt außerdem den diesjährigen Förderpreisträger:innen:

  • dem Romplay Theater,
  • der Zeitzeugenbörse,
  • sowie der Projektgruppe Mahnmal Kinderkrankenhaus Rothenburgsort.

Alle drei Initiativen leisten auf ihre eigene Weise wertvolle Beiträge zur demokratischen Kultur des Erinnerns in Hamburg und verdienen höchste Anerkennung. Wir danken ihnen für ihre wichtige Arbeit und gratulieren herzlich zur Auszeichnung!

Nachruf Peggy Parnass

14. März 2025

Mit Peggy Parnass ist eine Frau gegangen, die uns nicht nur als Linke und Antifaschist*innen intellektuell, kulturell und im antifaschistischen Kampf begleitet und inspiriert hat. Peggy hatte viele Talente. Ihr Leben hat sie selbstbestimmt, selbstbewusst und widerständig gelebt. Sie hatte eine unübersehbare Präsenz. Sie überlebte die Shoah durch den Kindertransport und verlor außer ihrem Bruder die gesamte Familie. Trotzdem blieb sie den Menschen intensiv zugewandt. Die antifaschistische und feministische Bewegung hat nun ein wichtiges Gesicht und eine bemerkenswerte Stimme verloren. Bis zum Schluss war sie aktiv.
Du fehlst. Wir danken Dir, Peggy.

Antifaschistische Perspektiven gegen rechten Wandel stärken!

26. Februar 2025

geschrieben von Cornelia Kerth, Florian Gutsche

Wie zu erwarten war, wird der nächste Bundeskanzler wohl Friedrich Merz heißen. Mit seiner Wutrede nur einen Tag vor der Wahl hat er noch einmal ganz deutlich gemacht, was wir von ihm zu erwarten haben: alles, was den Rechts-Wähler freut. „Es gibt keine linke Politik mehr in Deutschland“ ist allerdings eine Ansage weit über die zu erwartende rechte Regierungspolitik hinaus. Immerhin haben ihm deutlich weniger als 30 Prozent der Wähler:innen in ihre Stimme gegeben. Wenn er noch am Wahlabend von der SPD verlangt, sie solle „im Interesse Deutschlands“ sein explizit rechtes Programm als Koalitionspartner mit umsetzen, die Wähler:innen hätten den „Wandel“ gewählt, droht er mit der „Alternative“, die er rhetorisch immer wieder ausgeschlossen hat.
Die Berichterstattung vor der Wahl und am Wahlabend markiert bereits einen Wandel im Umgang der öffentlich-rechtlichen Medien mit der AfD, die mit der selbstverständlichen Beteiligung der AfD an allen Formaten der Normalisierung der neuen Nazi-Partei den Weg gebahnt haben.
Zum Glück für alle, die Merzens Kanzlerschaft fürchten müssen, gibt es auch in Zukunft antifaschistische Perspektiven in Deutschland: Im Parlament und auf der Straße!
Alerta antifascista: Schließt Euch fest zusammen, leistet Widerstand gegen die Rechte im Land!

Pressemitteilung

11. Februar 2025

11.04.2025, 80 Jahre Befreiung vom Faschismus – der 8. Mai muss 2025 und darüber hinaus zum Feiertag werden!

Am 8. Mai 1945 wurde die Welt von der Geißel des deutschen Faschismus befreit. In Deutschland erlebten in erster Linie die überlebenden Verfolgten und Widerstandskämpfer:innen diesen Tag als Befreiung. Aber auch wir alle, die wir heute leben, verdanken die Möglichkeit eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt dem Sieger der Anti-Hitler-Koalition am 8. Mai.

Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Nazi-Terror, Vernichtungskrieg und Völkermord zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid und ihrem Leben. Dazu gehören auch in Hamburg die politischen Gegner:innen der Nazis ebenso wie die gesamte jüdische Bevölkerung, die Sinti und Roma, Menschen mit Einschränkungen ebenso wie Menschen, deren Lebenssituation und Lebenswandel nicht der NS-Ideologie entsprach, und Kriegsdienstverweigerer und Deserteure. Dazu kamen allein in Hamburg bis zu 500.000 Zwangsarbeiter:innen.

In nahezu allen ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Ländern wurden der 8. und/oder 9. Mai gesetzliche Feiertage, das war auch in der DDR der Fall. Genau 40 Jahre kämpften die Verfolgten darum, bis ein Präsident der Bundesrepublik an einem 8. Mai von Befreiung gesprochen hat. Bis dahin hatte die Sicht der Nazis, der Deutsch-Nationalen, der „Frontkämpfer“, der Profiteure und Mitläufer das offizielle Vokabular geprägt: Zusammenbruch, Kapitulation, Besatzer. Mit Weizsäckers Rede wurde die Perspektive der Verfolgten des Nazi-Regimes „gesellschaftsfähig“.

Damit das so bleibt, fordern wir, dass der 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg endlich auch in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag wird.

Heute verfügt die extreme Rechte mit der AfD erstmals seit 1945 flächendeckend über einen „parlamentarischer Arm“. Sie bildet heute das Zentrum der (neo-)faschistischen Szene und hat mit den Landtagswahlen in Thüringen und Brandenburg erstmals machtpolitische Bedeutung erreicht. Zu ihren Zielen gehört die Auslöschung der Erinnerung an die Menschheitsverbrechen der Nazis ebenso wie die Verklärung der faschistischen „Volksgemeinschaft“, die Leib und Leben Aller bedroht, die als nicht dazu gehörig definiert werden.

Den 8. Mai als Tag der Befreiung zu feiern, verleiht dem „Nie wieder ist jetzt“ die notwendige öffentliche Bedeutung.

Deshalb begrüßen wir den Antrag der Linksfraktion an die Hamburger Bürgerschaft und fordern insbesondere SPD und Grüne auf, ihn zu unterstützen.

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