Redebeitrag Peter S. Ukraine – Kundgebung 30.05.2014

2. Juni 2014

Liebe Friedensfreundinnen und Freunde! Ich möchte in meinem Redebeitrag insbesondere einen Punkt besonders herausstellen: Die Friedensbewegung ist und bleibt antifaschistisch! Von daher ist es für uns skandalös und nicht hinnehm- bar, wie EU und deutsche Politiker, z.B. der deutsche Außenminister Steinmeier, den Einfluss von ultranationalistischen und faschistischen Kräften auf die Politik der ukrainischen Regierung verharmlost und ver- schleiert haben. Erinnert sei hier noch einmal an die bewaffneten Formationen auf dem Maidan und in anderen Teilen der Westukraine die unter dem Kommando ultrarechter Organisationen standen, insbesondere der Partei „Swoboda“ und des „Rechten Sektors“. Erinnert sei hier auch deren Anknüpfung an antisemitische und faschistische Traditionen aus der Zeit des verbrecherischen Krieges Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion. Und die rechtsradikalen Banden in der Ukraine machten und machen vor nichts halt; hier nur ein besonders abstoßendes Beispiel: In Odessa wurden Antifaschisten und Demokraten auf ihrer Mai-Demonstration von Faschisten angegriffen. Sie flohen vor den Angreifern in das Gewerkschaftshaus, das kurz darauf von den Rechten verschlossen und angezündet wurde. Mehr als 40 Menschen kamen in den Flammen ums Leben. Der Bundesregierung und den meisten Medien waren die Toten keiner Erwähnung wert. Das Verbrennen von Menschen wie in Odessa erinnert  an die Brutalität der Naziwehrmacht. Diese hat bei ihrem Überfall auf die ehemalige UdSSR immer wieder als Vergeltung von Widerstandsaktionen der Partisanen Menschen dort in Gebäude getrieben und dann diese in Brand gesteckt. Vorausgegangen war dem Raub- und Vernichtungskrieg der Nazis die Propagierung eines rassistischen und menschenverachtenden Feindbildes, das u. a. die russische Bevölkerung als zu vernichtende sog. „slawische Untermenschen“ klassifiziert hatte .

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Zeiten des Kalten Krieges eine „Russophobie“ geschürt  und russische Menschen wieder zum Feind erklärt. Mit Erschrecken müssen wir heute feststellen, dass dieses alte Feindbild in ähnlicher Form neu aufgelegt wird. Trotz mancher Kritik an der russischen Politik im Ukraine-Konflikt dürfen wir nicht vergessen, dass die Urheber des Konflikts woanders zu suchen sind. Es waren die EU und die NATO, die mit ihrer Osterweiterung und Einkreisungspolitik Russlands Sicherheitsinteressen angegriffen haben. Auch die Wahlen letzten Sonntag tragen nicht zu einer substanziellen Entspannung und zur einer friedlichen Entwicklung bei. Der zum neuen Präsidenten gewählte Oligarch  Poroschenko forderte, die Militäreinsätze im Osten der Ukraine »effizienter« zu gestalten.

 

Genau das erleben wir aktuell: Das sinnlose Morden und sterben eskaliert weiter! Liebe Friedensfreundinnen und Freunde! Der Respekt gegenüber den Opfern des zweiten Weltkrieges, insbesondere in der ehemaligen UdSSR, erfordert die Zurückweisung einer antirussischen Propaganda, die an alte revanchistische Vorbilder anknüpft . „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg“ ist und bleibt weiter unsere Forderung! • Wir fordern eine Politik zur Deeskalation in der Ukraine und zum Abbau der Spannungen mit Russland. • Keine Toleranz gegenüber und keine Zusammenarbeit mit faschistischen Kräften in der Ukraine! • Stopp der Osterweiterung von NATO und EU! Ich danke für Eure Aufmerksamkeit.

Zum Abschluss des Monats des Gedenkens in Eimsbüttel

28. Mai 2014

Steffi Wittenberg:

Zum Abschluss des erstmalig organisierten Monats des Gedenkens fast 70 Jahren nach dem Ende des Faschismus in Eimsbüttel

 

Ich wurde als Schirmherrin oder, wie ich sage, „Schirmfrau“ ausgewählt.

 

Es haben etwa 50 Veranstaltungen in unserem Hamburger Stadtbezirk stattgefunden, die meisten gut besucht.

Natürlich war ich nur bei einem kleinen Prozentsatz anwesend:

Es fanden Spaziergänge durch den Bezirk statt,

wir gedachten dem von deutschen Nazis verursachten Tod und Verderben:

der Judenverfolgung,

wir gedachten der eingesperrten Zwangsarbeiter aus vielen Ländern, speziell Osteuropa.

Wir gedachten der ermordeten Sinti und Roma.

Und immer wieder Auschwitz.

Und der zahlreichen Konzentrationslager.

Wir hörten Zeitzeuginnen. Wir benannten auch Täter.

Wir gingen nochmal dem Schicksal der Widerstandskämpfer nach, betrachteten die Stolpersteine. Und hatten eine Marathon-Lesung aus den „verbrannten“ Büchern.

Wir hörten auch einen Pfarrer aus Jena, der sich zusammen mit Antifaschisten einem Naziaufmarsch in Dresden entgegengestellt hatte.

Und alle Aktivitäten standen unter dem Motto: NIE WIEDER.

Nie wieder Faschismus und Krieg.

Dabei schaut’s gegenwärtig gar nicht so optimistisch aus  – wenn ich mir das Getöse um die Ukraine durch den Kopf gehen lasse.

Da klirren die Waffen von allen Seiten und Menschen bringen sich schon wieder gegenseitig um. Mich durchlief ein Schock, als ich vor wenigen Tagen im Fernsehen Generäle und Offiziere der EU, behangen mit zahlreichen militärischen Orden sah, die auch der Meinung waren, es muss aggressiver militaristischer vorgegangen werden, und zwar recht nahe an der ukrainischen Grenze – es gibt ja dort außer Polen und Ungarn, gar nicht so weit entfernt, eine Reihe von weiteren EU-Staaten; Lettland, Litauen – vorwiegend antirussisch getrimmt.

Mir, die ich den Anfang des 2.Weltkrieges mitgemacht habe, flößt diese unfriedliche Haltung große Angst ein und ich hoffe dennoch, dass die Friedenskräfte, die europäischen Friedenskräfte, zu denen wir, das Volk gehören, die Oberhand behalten.

Und dass wir im kommenden Jahr in Eimsbüttel wieder den Monat des Gedenkens begehen können, 70 Jahre nach dem Sieg über den Faschismus mit mehr Frieden auf allen Kontinenten.

Und da habe ich schon einen Plan:

Konkret denke ich, da ich in Niendorf-Nord wohne, an einige dort befindliche Straßen, die die Namen von mutigen Widerstandskämpfern tragen. Und dazu steht dort ein Denkmal mit zwölf Stühlen mit eben diesen Namen.

Ferner denke ich an die kleine Paul-Dieroff-Straße,abgehend vom Garstedter Weg. Paul Dieroff, noch ein Schuljunge, ging mit seiner jüdischen Mutter Berta

Freudenthal verbotenerweise 1943 ins Kino – und wurde von einer Nachbarin denunziert. Berta Freudenthal und ihr Sohn wurden verhaftet und deportiert. Paul Dieroff starb in der Nähe des KZ Dachau im Außenlager Kaufering an Typhus. Berta Freudenthal überlebte das KZ Theresienstadt. Ich habe sie noch in Hamburg nach 1945 kennen gelernt. Nächstes Jahr sollte es also auch eine Erinnerungsfahrt durch Niendorf-Nord geben.

Ich kann nicht aufhören, ohne aus der hervorragenden Rede des Schriftstellers Navid Kermani im Bundestag zum 65. Jahrestag der Verkündung unseres Grundgesetzes zu zitieren:

Wie sei es möglich, fragte er, dass Artikel 16 des Grundgesetzes, der Verfolgten das Recht auf Asyl gewährt habe, 1993 so geändert worden sei, dass er für deren Ausgrenzung sorge? Eine monströse Verordnung sei das, und er hoffe, dass das Grundgesetz zum 70. Jahrestag seiner Verkündung von „diesem hässlichen, herzlosen Fleck gereinigt werde.

Da ich im Jahre 1940 in Uruguay selbst Asyl erhalten habe, das mein Leben rettete,  ist diese Ermahnung für mich ein Herzenswunsch.

Kundgebung Freitag 30. Mai 2014 / 17 Uhr Ida Ehre Platz (Mönckebergstraße)

26. Mai 2014

*Die Friedensbewegung teilt mit der Mehrheit der Menschen hier zu Lande
die Sorge um den Frieden in Europa. Nichts ist gut in der Ukraine. Die
Lage ist zum Zerreißen gespannt, eine weitere Eskalation ist zu
befürchten. Es ist 5 vor 12. *

Erschreckend sind Stimmungsmache und Säbelrasseln in den weithin gleich
ausgerichteten westlichen Medien und nicht zuletzt hierzulande. Wer in
Russland den großen Störenfried und Aggressor sieht, hat von den
Verhältnissen in der und um die Ukraine wenig verstanden. Die
Urheberschaft für die internationalen Spannungen in Osteuropa liegt in
der Politik von EU und NATO, die beide ihre Grenzen weiter an Russland
heran geschoben haben, und nun versuchen die tief gespaltene Ukraine mit
einem Assoziierungsvertrag wirtschaftlich und militärisch gegen Russland
in Stellung zu bringen. Was uns einst als „gemeinsames Haus Europa“
versprochen wurde, entpuppt sich als nackter Kampf um die Neuaufteilung
von Macht- und Einflusssphären. Frieden, Sicherheit und Selbstbestimmung
für alle, das geht ganz anders!

Die westlichen Mächte steuern eine Übergangsregierung in Kiew, die
maßgeblich von Vertretern der nationalistischen Partei „Swoboda“ und dem
rechtsradikalen militanten „Rechten Sektor“ beeinflusst wird.
Westerwelle und Steinmeier haben die blutbefleckten Hände der dortigen
Faschisten geschüttelt. Der maßgeblich von den USA gesteuerte Putsch
gegen das mit Janukowitsch unter Vermittlung von europäischen und dem
russischen Außenminister ausgehandelte Übergangsabkommen hat die
Menschen auf der Krim und in der Ostukraine erst dazu gebracht, jetzt
Autonomie und Selbstbestimmung auch für sich zu verlangen. Der vor
kurzem einberufene „Runde Tisch“ ist eine Mogelpackung, weil Vertreter
der „abtrünnigen“ Regionen ausgeschlossen sind. Der runde Tisch ist nur
der Nebelschleier vor den täglich stattfindenden militärischen
Übergriffen bis hin zu brutalen Massakern wie in Odessa und Mariupol.

Was die Ukraine und die Region braucht, ist ein sofortiger
Waffenstillstand und der Beginn eines ehrlichen Verhandlungsprozesses
mit allen Beteiligten.

Was wir hierzulande wollen ist Frieden und Ausgleich – auch und gerade
mit Russland.

Wir sagen NEIN zum Einsatz von Militär- und Privatarmeen gegen die
Menschen in der Ostukraine, zur Kriegshetze und Kriegsvorbereitung, zur
Konfrontation mit Russland, zur Verharmlosung und Unterstützung von
Faschisten und zum Verbot der politischen Organisationen der
ukrainischen Linken.

Wir fordern:

·*Keine Wirtschaftssanktionen! Rücknahme des „Assoziierungsabkommens“
mit der Ukrainischen Putschregierung! *

·*Von den Medien in unserem Land verlangen wir eine sachgerechte
Berichterstattung und rhetorische Abrüstung. *

·*Keine Toleranz gegenüber und keine Zusammenarbeit mit faschistischen
Kräften!*

·*Schluss mit der Osterweiterung der NATO! Die Ukraine muss neutral und
bündnisfrei bleiben. *

**

Hamburger Aktionsbündnis gegen den Krieg in der Ukraine, MTZ Lindenallee 72.

Demonstration Samstag 31. Mai 2014 13°° Uhr am Protestzelt, Steindamm 2 (Nähe Hauptbahnhof Südausgang)

26. Mai 2014

Lampedusa in Hamburg ruft auf

Lampedusa calling 2014-05-31

Wir fordern unsere Arbeitserlaubnis
Seit wir in das Rathaus gingen, um unsere kritische Situation zu erklören und unsere Rechte einzufordern, ist ein Jahr vergangen. Die große Unterstützung von der Hamburger Bevölkerung konnte uns helfen, gerade so zu überleben, aber sie hat auch ihre Grenzen. Der Hamburger Senat ignoriert die vielen Stimmen, die einen Wechsel der diskriminierenden und sehr gefährlichen Politik der Regierung fordern. Wieder und wieder werden unsere Leute kontrolliert, festgenommen und mit der Abschiebung nach Italien bedroht. Francis Kwame, der älteste unserer Gruppe, starb am 20. März in Folge der Verweigerung seiner Rechte. Genug ist genug Wir flohen aus dem Krieg, der im Interesse der NATO Mitgliedsstaaten ausgetragen wurde. Zuerst hieß es, sie wollen die Zivilisten schützen. Danach verbreiteten die westlichen Medien die Propagandalüge von „Gaddafi’s schwarzen Söldnern“. Wir, die Arbeiter des Landes, mussten um unser Leben laufen. Wir verloren unsere Schwestern, wir verloren unsere Brüder und alles, was wir besaßen. Jetzt sind wir in Europa. Es hieß von der EU, sie würden sich um unsere Situation kümmern. Aber nun seit drei Jahren immer noch ohne etwas zu haben, sterben wir auf Europas Straßen. Vor Francis Kwame starb Samuel Mensah aufgrund der krank machenden Situation, in die wir gestoßen wurden. Wir sind offiziell anerkannte Flüchtlinge in Europa wegen des Krieges in Libyen. Sie haben unsere Arbeitsplätze zerstört, uns zu Flüchtlingen gemacht und verhindern, dass wir unser Leben neu aufbauen können. Wir brauchen die Arbeitserlaubnis. Im Moment ist es das Einzige, was uns helfen kann, damit wir und unsere Familien überleben. Wir meinen es ernst, dies zu erreichen, denn wir sind jetzt alle Francis Kwame.
Kommt und beteiligt Euch
Lampedusa in Hamburg Vorbereitungskomitee
for English: 01521053163  pour le francais: 015219268389 John Aliou Ismail Daniel Amoah Issah Moussa Namori
————————————————————————————————————- Wir brauchen dringend Spenden! Überweisungen bitte mit Stichwort „Hamburg“ an untenstehendes Konto: Förderverein Karawane e.V.(Stichwort: Hamburg) GLS Gemeinschaftsbank eG Kontonummer: 40 30 780 800; BLZ: 430 609 67 IBAN: DE28 4306 0967 4030 7808 00; BIC: GENO DE M1 GLS

 

Rede von Nicole am 11.Mai 2014

25. Mai 2014

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

ich freue mich, dass wir heute gemeinsam hier sind, um den Tag der Befreiung zu feiern, den Sieg über den Faschismus, die Befreiung der Konzentrationslager, die Befreiung der besetzten Länder.

Der Faschismus, das ist der industrielle Massenmord an Millionen Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti Steffi hat das eben schon deutlich gemacht, was das bedeutet hat – Faschismusmus das ist der organisierte Terror gegen die Arbeiterklasse, die ihre erkämpften Rechte aus der Novemberrevolution verteidigten, Faschismus das ist der Krieg, den die deutschen Faschisten gemeinsam mit den italienischen, japanischen und den Kollaborateuren führten, um die Länder Europas und der Welt zu unterwerfen, die dort lebenden Menschen zu knechten und auszubeuten und die nationalen Reichtümer zu stehlen. Faschismus, das ist die Logik der Vernichtung.

Über 25 Millionen Tote Sowjetbürger, 14 ½ Millionen Tote in China, über 6 Millionen Ermordete in Polen, 6 Millionen Juden aus verschiedenen Ländern die umgebracht wurden, über 4 Millionen KZ-Häftlinge, Deportierte und Zwangsarbeiter, mehr als 1 ½ Millionen Menschen in Jugosslawien, mehr als eine halbe Millionen tote Franzosen, 420.000 Briten, 300.000 US-Bürger. Hundertausende weitere Tote aus den verschiedensten Ländern. Insgesamt mehr als 50 Millionen Tote.

Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie ich vor einigen Jahren in Prag war, im Armeemuseum, wo es eine Aussstellung zum Widerstand gab. Nachdem die Partisanen es geschafft hatten, Heydrich zu töten, führte die SS massive von ihnen Vergeltungsaktionen genannte Terrorakte durch. Die Stadt Lidice wurde dem Erdboden gleichgemacht. Und ich selbst Bauingenieurin stand nun in diesem Museum vor der Zeichnung eines deutschen Ingenieurs, der brav und gewissenhaft ausgerechnet hatte, wieviel Schuttmassen anfallen würden, wenn man die ganze Stadt zerstört, wieviel Lastwagen man für den Abtransport braucht oder ob man diese Massen noch planieren könne, ohne eine allzu große Erhöhung der Fläche zu bewirken. Man wollte schließlich keinerlei Erinnerung zurücklassen.Das alles war geplant, durchdacht und gewollt.

Kriege brechen nicht aus, Kriege werden gemacht und in diesen Kriegen gibt es Opfer und es gibt Nutznießer.

Vor wenigen Wochen war ich in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Ravensbrück. Von 1939 bis 1945 waren dort 110.000 Frauen, 20.000 Männer und im Konzentrationslager Uckermark mehrere tausende junge Mädchen eingesperrt. Die meisten Gefangenen in Ravensbrück trugen den roten Wimpel als Zeichen der politischen Gefangenen. Rosa Thälmann war eine von ihnen, ebenso Olga Benario, Aenne Saefkow oder Rosa Jochmann, die als Blockälteste vielen Frauen im KZ geholfen hat.

100.000 Menschen wurden in Ravensbrück getötet, das heißt 3 von 4 Gefangenen überlebten das Konzentrationslager nicht. Ich sage bewusst: getötet, weil jede der Frauen, egal ob sie dem Typhus erlag, vor Schwäche bei der Zwangsarbeit zusammenbrach, in der Nähe des Lagers erschossen, in der Gaskammer erstickt wurde, die Mißhandlungen im Zellenbau nicht überlebte, verhungerte oder erfror, keine von ihnen kam einfach ums Leben, jede von ihnen wurde umgebracht.

Nur ein Bruchteil der Mörderinnen und Mörder wurde dafür bestraft. Es gab in Ravensbrück ca. 3500 Angestellte, die als Aufseherinnen und Aufseher, Lagerärzte etc. beschäftigt waren, 3500 die das Funktionieren der Mordmaschine möglich machten. 2 % von ihnen wurden bestraft.

Steffi hat eben schon aus dem Schwur von Buchenwald zitiert. In dem Schwur heißt es auch:

Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht.“

Wir haben es nicht vermocht, alle Schuldigen vor den Richter zu bringen. Aber wir können zumindest verhindern, dass die Getöteten ein zweites Mal getötet werden, nämlich dann, wenn sie dem Vergessen anheim gegeben werden.

Ich möchte an dieser Stelle an Ursel Ertel-Hochmuth erinnern, die einen riesengroßen Beitrag dazu geleistet hat, die Geschichte wach zu halten und es der jüngeren Generation, wie mir, ermöglicht hat von den Antifaschistinnen und Antifaschisten zu lesen und zu lernen. Wenn wir unsere Veranstaltungen zum Altonaer Blutsonntag vorbereitet haben, so haben wir immer die Streiflichter aus dem hamburgischen Widerstand zu Rate gezogen. Ich war gerade 18, als ich für meinen Geschichtskurs ein Referat vorbereitete über Frauen im Widerstand. Ich recherchierte ein wenig und fand Lucie Suhlings Der Unbekannte Widerstand , für mich war es damals ein unglaublich wichtiges Buch, das mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet hat. Erst auf ihrer Beerdigung habe ich erfahren, das Ursel auch an diesem Buch ihren Anteil hatte. Gerne hätte ich ihr dafür nochmal gedankt.

Ich möchte noch einmal auf Ravensbrück zurückkommen: Vor dem KZ steht ein Gedenkstein aus DDR Zeiten mit einem Zitat von Anna Seghers:

Sie sind unser aller Mütter und Schwestern. Ihr könntet heute weder frei lernen noch spielen, ja Ihr wäret vielleicht gar nicht geboren, wenn solche Frauen nicht ihren zarten, schmächtigen Körper wie stählerne Schutzschilder durch die ganze Zeit des faschistischen Terrors vor Euch und Eure Zukunft gestellt hätten.“

Anna Seghers auf der Ehrenwand in der Gedenkstätte Ravensbrück

Millionen von Menschen haben ihr Leben gegeben, das Kostbarste, was ein Mensch zu geben hat, um die Befreiung zu erkämpfen. Millionen von Menschen haben gekämpft um den Hitlerfaschismus nieder zu ringen. Ihnen gehört unser Respekt und Dank.

Steffi hat es eben schon gesagt, wir können uns nicht damit begnügen, zu erinnern und zu gedenken.

Die jüngsten Vorfälle in der Ukraine machen dies nur allzu deutlich. Am 2. Mai wurden in Odessa Gewerkschafter, Linke und Kommunisten von den Faschisten der Swoboda und des Rechten Sektors, von der Straße gedrängt. Sie suchten Schutz im Gewerkschaftshaus, dass dann von den Faschisten in Brand gesetzt wurde. Das erinnert uns an die Kriegsführung der Nazis gegen die Sowjetunion, wo die Menschen der überfallenen Dörfer und Städte in Scheunen getrieben und dann angesteckt wurden.

Momentan sind wir zu schwach, um diesen Kräften die entsprechende Gegenwehr entgegen setzen zu können. Aber wir sind nicht zu schwach um zu kämpfen.

Wenn wir eines von den Widerstandskämpferinnen und den Widerstandskämpfern lernen können, so ist es dies: niemals aufgeben! Sie haben gehadert, sie haben gezweifelt, sie hatten Angst und trotzdem haben sie gekämpft, weil es die einzige Möglichkeit war, Mensch zu bleiben.

Unsere Verantwortung ist es, stärker zu werden, uns zu organisieren.

Wer von den hier anwesenden ist unter 30?B

Wer ist heute zum ersten Mal auf dieser Kundgebung?

Da sehen wir schon zwei Probleme: wir brauchen mehr junge Leute und wir brauchen neue Leute, Menschen, die wir gewinnen müssen.

Im Moment überrollen uns die Ereignisse, aber wir dürfen uns davon nicht kopflos machen lassen. Wir müssen weiter arbeiten, beharrlich, unbeirrbar, an den Tages Fragen und an unserer Zukunft.

Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen können, eine neue Welt aufzubauen, eine Welt ohne Krieg und ohne Faschismus, eine Welt in der der Mensch dem Mensch Bruder und Schwester ist.

Lasst uns zusammen dafür streiten!

Rede von Steffi Wittenberg am 11.Mai 2014

11. Mai 2014

Wir stehen hier am Ehrenmal für die Opfer des Faschismus in Ohlsdorf mit 105 Urnen, mit Aschenresten und Erde aus 105 Konzentrationslagern und Haftanstalten.
29 Urnen aus 26 Ländern wurden in einer Gruft vor dem Denkmal beigesetzt.
Der Sockel auf der Vorderseite trägt die Inschrift: „Unrecht brachte uns den Tod. Lebende erkennt Eure Pflicht. Auf der Rückseite steht: Gedenkt unserer Not. Bedenkt unseren Tod. Den Menschen sei Bruder der Mensch“.
Wir erinnern an den 8.Mai 1945. Ich war an diesem Tag, als der Faschismus besiegt wurde, in Uruguay. In der Innenstadt Montevideos gab es eine Großkundgebung. Die Nazis waren besiegt, die überlebenden Antifaschisten, die Häftlinge, wurden befreit. Nicht erst an diesem Tag. Ich erinnere, in Uruguay wurde der 25. August 1944 gefeiert: der Tag der Befreiung von Paris. Hunderttausend strömten in die Innenstadt Montevideos, um die Befreiung dieser Stadt zu ehren.
Ihm war der 10.Juni vorausgegangen, die Landung der Alliierten in der Normandie. Und es folgte später die Befreiung von Berlin am 2. Mai 1945. Und am 8. Mai die Kapitulation des Naziregimes. TAG DER BEFREIUNG,
Uruguay hat nur 3,3 Millionen Einwohner, Montevideo noch nicht einmal 1½ Millionen Einwohner, aber die Uruguayer waren sehr politisiert und die Mehrheit auf Seiten der Alliierten. In Uruguay hatten wir im Radio, in den Zeitungen und in den Wochenschauen den mörderischen Krieg immer nur aus der Sicht der Alliierten, der Engländer, Amerikaner und später Sowjetunion wahrgenommen.
Es gab auch eine nichtjüdische deutsche Kolonie, die mit den Nazis sympathisierte, sie wurde aber von der Mehrheit der Bevölkerung missachet.
Ich habe mit meiner Mutter meine Mutterstadt Hamburg noch Ende Dezember 1939 verlassen und meinem Vater und meinem Bruder folgen können, die schon im Oktober 1938 mit einem Visum nach Uruguay reisen konnten. Uns also, meiner Mutter und mir, war eine Einreisesperre in Uruguay im Dezember 1938 in die Quere gekommen. Daher erlebte ich den Überfall auf Polen am 1. September 1939 noch in Hamburg. Meine Mutter meinte damals, jetzt werden wir Juden alle umgebracht. Ich schrieb in mein Tagebuch: „Heute hat der Führer die Wehrmacht zu den Waffen gerufen, ausgerechnet an Tante Gretes Geburtstag.“
Meinem Vater ist es mit unermüdlicher Energie gelungen, ein neues Visum nach einem Jahr für uns zu bekommen. So wurden wir noch gerettet vor dem Massenmord an den Juden. Wir trafen Ende Januar 1040 in Montevideo ein.
Zwei Schwestern meiner Mutter und ein Cousin, die Nachbarfamilie Haas unserer früheren Wohnung, einige Lehrkräfte und Schulkameradinnen meiner jüdischen Schule in Hamburg wurden deportiert und ermordet. Um nur von meinem engen Umkreis zu sprechen.
Etwa 20.000 Juden lebten in Hamburg vor der Nazizeit, am Ende lebten noch etwas über 600 Juden und Jüdinnen in Hamburg, sogenannte Mischlinge. Die eine Hälfte war geflohen und die kleinere Hälfte wurde Opfer der Shoah. Gibt es eine andere Nation als das Deutsche Reich, die sich mit ihrem technischen Können Gedanken machte, wie können sie eine von ihr als minderwertig eingestufte  Menschengruppe, speziell handelte es sich um Juden und Sinti-Roma, Zigeuner, mit wenig Aufwand, ökonomisch sparsam in Massen töten? Der sogenannte industrielle Massenmord ist eben ein „Meister aus Deutschland“. Und neben den Juden mordete das Naziregime Polen, Russen und andere Völker unterschiedlicher Religionen, Behinderte, Zeugen Jehovas, Gegner des grausamen Regimes.
Was für herrliche Musik wurde in diesem Deutschland komponiert: Beethovens 9. Symphonie „Alle Menschen werden Brüder, wo Dein sanfter Flügel weilt…“. Schauspiele wurden aufgeführt von Goethe und Schiller, wunderbare Gedichte von Heine waren einst in der Schule gelehrt worden, dann waren Texte von Juden ja verboten. Und auch die wertvollen Werke der Nazigegner. Die einen Antifaschisten gingen ins Exil, die anderen Antifaschisten und Widerstandskämpfer bekämpften die Faschisten, solange es ihnen möglich war. Oft kamen sie in Haft, wurden gefoltert, kamen wieder heraus oder auch nicht und wurden ermordet.
Viele wurden Opfer von Denunzianten.
Heute gehen die überlebenden Antifaschisten noch immer in die Schulen oder in Universitäten und tragen ihre Geschichte vor, damit die Verbrechen nicht vergessen werden und nie wieder geschehen.
Aber es wird noch immer gemordet, es gibt wieder Kriege, kriegerische Auseinandersetzungen und Rassenhass. Wir erfahren eigentlich vieles täglich aus den Medien. Leider nicht immer sachlich. Da werden uns oft Gründe vorgetragen, warum ein Krieg in Kauf genommen werden muss. Manchmal denke ich, die Waffenproduktion muss florieren. Leider finden wir in unserer Regierung viele Volksvertreter, die wenig Empathie für die Menschen haben, die als Flüchtlinge zu uns kommen, aus Ländern, in denen sie verfolgt werden oder wo Krieg herrscht. Im Falle der Lampedusa-Flüchtlinge verstehe ich die harte Haltung unseres Senats nicht. Aufgrund meiner eigenen Lebenserfahrung, schließlich verdanke ich mein Leben der Tatsache, dass Uruguay mich und meine Familie als deutsche jüdische Verfolgte aufgenommen hat, also Asyl gewährte, also nach meiner Erfahrung halte ich die Bundesrepublik Deutschland für verpflichtet, Menschen in Not aufzunehmen, ihnen Arbeit oder Ausbildung und Weiterbildung zu ermöglichen. Da wurden doch tatsächlich von unserer Regierung gerade drei Länder, und zwar Bosnien-Herzogewina, Mazedonien und Serbien für sichere Herkunftsländer erklärt, in denen angeblich keine Verfolgung stattfindet, obwohl bekannt ist, dass die Roma-Bewohner verfolgt und von Bildung und Berufen ausgeschlossen werden.
Das können wir doch nicht durchgehen lassen. Pro Asyl und andere Organisationen protestieren bereits. Und natürlich auch die VVN-BdA.
Mit meinen Ausführungen will ich sagen: wenn wir erinnern und gedenken, an diesem denkwürdigen Tag der Befreiung, dann müssen wir uns auch mit der Gegenwart auseinandersetzen. Und wir stellen fest: Wir haben unser Versprechen vom Befreiungstag von Buchenwald, also den Schwur von Buchenwald nicht eingelöst, wo es da heißt:
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.
Da müssen wir noch viel nachholen.
Und vielleicht können wir den 8. Mai auch noch als Feiertag, als Tag der Befreiung vom Faschismus und Krieg durchsetzen?
Packen wirs an.

Dienstag, 6. Mai 2014, 20.00 Uhr

4. Mai 2014

VVN-BdA  Bergedorf zeigt den Film

„Lebenserinnerungen“ 

im KulturForum Serrahn

Sonnabend, 5. April 2013 – 13:00 Uhr

28. März 2014

Gedenken am Höltigbaum

Aufführung des Dokumentarstücks „Plötzlicher Herztod durch Erschießen“ von Michael Batz durch Schülerinnen und Schüler des Osterbek-Gymnasiums Hamburg mit Musikalischer Begleitung.

Ort: Haus der Wilden Weiden, Eichberg 63, 22143 Hamburg

15. April bis 25. Mai 2014 – Monat des Gedenkens Eimsbüttel

28. März 2014

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Ort: Eidelstedter Bürgerhaus, Alte Elbgaustraße 12

Donnerstag, 17. April 2013 – 11.00 Uhr

28. März 2014


Einweihung Günther-Schwarberg-Weg

Ort: Schleswiger Damm, Höhe Roman-Zeller-Platz

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